Hiroshima-Gedenken: Hennefeld warnt vor neuem Wettrüsten

Kirchenvertreter sprechen sich für atomwaffenfreie Welt aus

 
von Evangelischer Pressedienst
  „Wer Atomwaffen besitzt oder den Besitz auch nur befürwortet oder rechtfertigt, ist bereit, alles Leben auf der Erde auszulöschen“, mahnt der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Foto: pexels
„Wer Atomwaffen besitzt oder den Besitz auch nur befürwortet oder rechtfertigt, ist bereit, alles Leben auf der Erde auszulöschen“, mahnt der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Foto: pexels

Kirchenvertreter sprechen sich für atomwaffenfreie Welt aus

Wien (epdÖ) – Vor einem neuerlichen Wettrüsten wie während des Kalten Krieges hat der evangelisch-reformierte Landessuperintendent und Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRKÖ), Thomas Hennefeld, anlässlich des Gedenktages für den Abwurf der Atombombe über Hiroshima am Dienstag, 6. August gewarnt. Konkret ging er dabei auf den neuerlich angeheizten Konflikt zwischen westlichen Staaten und dem Iran ein. „Der Streit um das Atomabkommen mit dem Iran erweckt den Eindruck, als gebe es einen verantwortungsvollen und einen verantwortungslosen Umgang mit Atomwaffen.“ Das aber sei ein Irrglaube, so Hennefeld in einer Grußadresse an die Veranstalter des traditionellen Hiroshima-Gedenkens in der Wiener Innenstadt. „Wer Atomaffen besitzt oder den Besitz auch nur befürwortet oder rechtfertigt, ist bereit, alles Leben auf der Erde auszulöschen“, so Hennefeld weiter. Die einzige Lösung sei die ausnahmslose Vernichtung sämtlicher Atomwaffen: „Gott hat die gute Schöpfung in Millionen von Jahren nicht dazu geschaffen, dass der Mensch sie in Sekunden in ein apokalyptisches Inferno verwandelt. Christinnen und Christen haben sich dazu verpflichtet, die Schöpfung zu bewahren und Leben zu schützen.“

Bünker: Nicht auf unberechenbare Politiker wie Trump oder Kim Jong-un vertrauen

Wie Hennefeld sprachen sich zahlreiche weitere Kirchenvertreter für eine atomwaffenfreie Welt aus. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker betonte in seiner schriftlichen Grußbotschaft, man könne nicht darauf vertrauen, dass „unberechenbare Politiker wie Kim Jong-un und Donald Trump irgendein Abkommen schließen“. Es sei „höchste Zeit, endlich alle Atomwaffen zu ächten und abzuschaffen“, so Bünker. Für den Wiener evangelischen Superintendent Matthias Geist steht fest, dass „wahre Herrscher“ jene sind, die „auf Waffen verzichten, um die Zukunft aller Nachkommen auf Erden zu sichern“. 74 Jahre nach Hiroshima sei kein Machthaber der Welt auf Experimente mit Nuklearwaffen angewiesen, so der Wiener Superintendent.

Schönborn: Milliarden für atomare Waffen, aber Millionen Menschen hungern

„Nationale Einzelinteressen treten vor das Bemühen, gemeinsam an globalen Friedensstrategien zu arbeiten“, hielt Kardinal Christoph Schönborn in seiner Erklärung fest. Der Wiener römisch-katholische Erzbischof erinnerte zudem an die Ansprache von Papst Franziskus bei der Vatikankonferenz für eine atomwaffenfreie Welt im November 2017. Dort habe er der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten, indem er die Werte einer Wirtschaft hinterfragte, die Milliarden in atomare Waffen investiert und Millionen von Menschen verhungern lässt: „Wenn ich an Terror denke, dann denke ich auch an die neun Staaten, die den Rest der Welt mit der Möglichkeit einer atomaren Katastrophe bedrohen“, zitierte Schönborn den Papst. In seiner Botschaft hob er auch die Bedeutung des Atomwaffenverbotsvertrags hervor und appelliert an alle Menschen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.

Ähnlich wie der Kardinal verstand auch der emeritierte Linzer Bischof Ludwig Schwarz die Gedenkveranstaltung als „Aufruf, Gestalter des Friedens'“ zu werden. Schwarz bedauerte, dass auch gegenwärtig die „schreckliche Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen und Terrorakte eine ständige Realität“ ist. In diesem Zusammenhang erinnert er an die von Papst Franziskus propagierte Nächstenliebe, um eine effiziente Friedenspolitik betreiben zu können.

Gedenkveranstaltungen in Wien und Melk

Bei der traditionellen Hiroshima-Gedenkveranstaltung am 6. August auf dem Stephansplatz wurden Grußadressen von prominenten Persönlichkeiten veröffentlicht. Es folgte ein Laternenmarsch zur Karlskirche. Veranstalter war die Wiener Friedensbewegung gemeinsam mit der Hiroshima-Gruppe Wien.

Am Gedenktag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki (9. August) findet um 20 Uhr eine Buddhistische Lichterzeremonie bei der Friedenspagode (1020 Wien, Hafenzufahrtsstraße) statt. In Melk laden Friedensgruppen am Samstag, 10. August, von 10 bis 13 Uhr zu einer Gedenkaktion in der Fußgängerzone. Alle Infos unter www.hiroshima.at

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