Haltung des Papstes

Kommentar von Öffentlichkeits-Referentin Lang-Czedik

 
von acolono

Lang-Czedik:
Ostersonntag:
Höchst enttäuschend ist die unveränderte, reaktionäre Haltung des Papstes in der Missbrauchsfrage, Lob galt nur der Wiener Diözesanversammlung

Höchst enttäuschend und ganz in der alten, reaktionären Schiene empfinde ich als Öffentlichkeits-Referentin und Seniorin der Evangelischen Kirche in Wien die aktuellen Aussagen von Papst Benedikt XVI. zur Missbrauchsfrage. Und da stehe ich wohl in einer Reihe mit der Mehrzahl der Christen in Europa.
Bewegt hatte mich im März noch die Haltung der Wiener r.k. Kirchenleitung bei der 2. Wiener Diözesanversammlung mit Kardinal Schönborn an der Spitze, die sich in deutlicher Reue klar auf die Seite der Opfer gestellt, Aufklärung in allen Fällen gefordert und Wiedergutmachung versprochen hatte.
Unerträglich hingegen ist wohl allen aufgeklärten Menschen nun die unverändert starre Haltung in Rom, wo nun zu Ostern sogar spöttisch von „belanglosem Geschwätz über Missbrauch“ gesprochen wird.
Das gibt allen Recht, die nichts Anderes vom Vatikan erwartet hatten.
Und es enttäuscht uns alle in der Ökumene schwer, die  - in Solidarität mit den Missbrauchsopfern einerseits und mit den aufgeschlossenen Katholiken andererseits gerade in der Karwoche und zu Ostern Anderes aus dem Mund des Papstes erhofft hatten. Das römische Schreiben an die Bischöfe Irlands hatte dazu zumindest Anlass gegeben.
Uns als Evangelische bestätigt es ein weiteres Mal unsere kritische Sicht der r.k. Welt-Hierarchie, die seit dem 1. Vatikanum 1870 im Unfehlbarkeits-Anspruch des Papstes gipfelt.
Zugleich beleuchtet die aktuelle Aufdeckungswelle neu und grell die Unhaltbarkeit des verpflichtenden Zölibats, das so häufig zu Unglück, Missbrauch und heimlicher Gewalt führt.
Und Rom deckt auch jetzt noch alles (zu) – wohl mit dem Ziel, sich die Abhängigkeit der r.k. Priester von „Mutter Kirche“ durch das Zölibat ebenso zu erhalten wie die angebliche Unhinterfragbarkeit des priesterlichen und päpstlichen Amtes.
Aber gerade so wird die römische Kirche ihre Gläubigen - zumindest in Europa – in Scharen verlieren.
Seit 500 Jahren lebt die Evangelische Kirche weltweit ein anderes Modell:
Verheiratete Pfarrer und (inzwischen auch) Pfarrerinnen - und eine demokratische Kirchenstruktur von der Gemeinde-Basis bis zur Landes-Synode, in der kein Platz ist für den Aufbau solcher Abhängigkeits-Verhältnisse, weder für die Gläubigen noch für die PfarrerInnen.
Dagegen ist in der Evangelischen Kirche viel Raum für ein offenes, kritisches Denken und für einen befreienden Glauben an Gott durch Christus, der auf-ge-standen und auf-er-standen ist gegen die Hierarchie seiner Zeit und uns auch heute dazu bewegt.

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