Golser Pfarrerin Iris Haidvogel zur neuen VEPPÖ-Obfrau gewählt

 
von Evangelischer Pressedienst

Scheidender Langzeit-Obmann Stefan Schumann zieht Bilanz

Rust (epdÖ) Die Golser Pfarrerin Iris Haidvogel löst den Wiener Pfarrer Stefan Schumann an der Spitze des „Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich“ (VEPPÖ) ab. Haidvogel wurde am Dienstagabend, 29. August, bei der Hauptversammlung in Rust einstimmig zur neuen Obfrau der Standesvertretung evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer gewählt. Die Wahl war notwendig, nachdem Schumann nach 25 Jahren an der Spitze des VEPPÖ sein Amt zurückgelegt hatte.

In seiner Abschiedsrede zog Schumann Bilanz über Schwerpunkte seiner Arbeit im VEPPÖ. Ende der 1990er-Jahre hätte die „völlige Fehleinschätzung“, dass sich zu viele Theolog:innen für den Pfarrberuf interessieren würden, zur Einführung des damals 5-jährigen Vikariats geführt. Außerdem sei damit der Zusammenhang von Erstbestellung und Definitivstellung aufgelöst worden, was einen „theologischen Riss im Vertrauensverhältnis von Kirche und Dienstnehmer:innen“ bewirkt hätte. Wenn auch heute wieder angesichts der finanziellen Situation Definitivstellungen in Frage gestellt werden, führe dies neuerlich zu Beunruhigungen. An die Kirchenleitung und die gesetzgebenden Gremien appellierte Schumann, „ein grundsätzliches Bekenntnis zur Definitivstellung und zur Unkündbarkeit von Pfarrerinnen und Pfarrern abzulegen“, was durch einen mehrheitlichen Beschluss der Hauptversammlung untermauert wurde. Auch weiterhin wolle sich der VEPPÖ dafür einsetzen, dass bei Beibehaltung der Fortbildungsverpflichtung in den ersten drei Dienstjahren die Definitivstellung mit der Erstbestellung erfolgt.

„Mir war es wichtig, den VEPPÖ zu einer Standesvertretung mit gewerkschaftlicher Funktion auf- und auszubauen, die Schaffung eines sozialpartnerschaftlichen Fundaments ist aus meiner Sicht gelungen“, bilanzierte der Pfarrer. Der VEPPÖ sei nicht nur in kollektivvertraglichen Fragen, sondern auch in allen Fragen, die das Dienstrecht berühren, gut in den Diskurs eingebunden, so weit als möglich werde schon im Vorfeld gemeinsam nach Lösungen gesucht. „Hier konnte gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden, das sich auch in manchen thematischen Spannungen bewährt hat“, sagte Schumann.

Wesentliche Punkte in Schumanns Amtsperioden waren auch die Schaffung eines neuen Gehaltsschemas und Pensionssystems. „Gehaltsverhandlungen waren nicht immer einfach“, erzählte der scheidende VEPPÖ-Obmann, nach wie vor gehe es dabei immer um die Frage: „Haben wir ein Auskommen mit dem Einkommen?“ Das Berufsbild des Pfarrers bzw. der Pfarrerin müsse immer wieder neu beschrieben und lebbarer gestaltet werden. Von einem modernen Berufsbild sei zu erwarten, „dass Frauen keine strukturellen Nachteile erfahren und die Familienfreundlichkeit einen eigenen Wert bekommt“. „Mit Sorge“ werde eine „grundsätzliche Benachteiligung von Frauen in Wahlen auf kirchenleitende Ämter“ wahrgenommen. Aus diesem Anstoß heraus sei das Projekt „Danke Dora“ entstanden, das nun als „Erprobungsraum“ im Rahmen des Prozesses „Aus dem Evangelium leben“ geführt werde. Darüber hinaus brauche es ständigen Einsatz, um bessere Bedingungen für den theologischen und geistlichen Nachwuchs zu schaffen. Dabei sollten nicht Hürden aufgebaut sondern Interessierten Möglichkeiten aufgezeigt werden, um „gerne Pfarrerin und Pfarrer unserer Kirche zu werden“. Dazu brauche es eine Kirche, die „eine zuverlässige Arbeitgeberin für die Zukunft“ ist, schloss Schumann.

Bischof Michael Chalupka dankte bei dem an die Hauptversammlung anschließenden Fest für Stefan Schumann für dessen Einsatz vor allem für junge Kolleginnen und Kollegen, einem „Asset unserer Kirche“. Als Obmann des VEPPÖ habe Schumann Funktionen auf verschiedenen Ebenen ausgeübt, die oft in Spannung zueinander standen. Vom geschwisterlichen Gespräch der Ordinierten bis hin zu Vertretungsfunktionen in der Gesamtverantwortung der Leitung von Kirche sei es ihm dabei immer gelungen, die unterschiedlichen Rollen „nie gegeneinander in Stellung zu bringen“, „du hast immer genau gewusst, in welcher Rolle du sprichst“, so der Bischof.

Iris Haidvogel würdigte in ihrer Laudatio Stefan Schumann für dessen „Leidenschaft und Einsatz für diese Kirche und diesen Beruf“. Als neue Obfrau will Haidvogel die intensive Begleitung Einzelner und das hohe Niveau der Beratungstätigkeit, das Stefan Schumann geprägt habe, „aufrecht erhalten“. Gleichzeitig möchte sich die Pfarrerin dafür einsetzen, „dass unser Beruf auch lebbar ist“ und gute Arbeitsbedingungen vorgefunden werden, die „die Grundlage für die höchst komplexe und professionelle Arbeit der Pfarrer:innen bilden“.

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