„Glauben an gute Zukunft für alle”: Religionsgemeinschaften vereint in der Zukunftsallianz

 
von Evangelischer Pressedienst

Religionsvertreter aus Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft für breiten Dialog über alle Religionen hinweg

Wien (epdÖ) – Unterstützung für die „Zukunftsallianz“ kommt von den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich. Deren Vertreter sprachen sich bei einer Pressekonferenz am 28. Mai im Evangelischen Zentrum in Wien für einen breiten Dialog in den nächsten Jahren zugunsten einer lebenswerten Zukunft aus.

Die vom Klimavolksbegehren initiierte Zukunftsallianz hat sich zum Ziel gesetzt, Ideen aus der Mitte der Gesellschaft zu sammeln, um positive Visionen für eine lebenswerte Zukunft zu entwickeln. Dazu zählen auch Stimmen von Wirtschaftsvertreter:innen, Gemeinden und prominenten Persönlichkeiten. Die Evangelische Kirche, die Römisch-katholische Kirche, die Islamische Glaubensgemeinschaft, die Israelitische Religionsgesellschaft, die Buddhistische Religionsgesellschaft sowie die Hinduistische Religionsgesellschaft unterstützen dieses Vorhaben.

„Mit dem Schulterschluss der Religionsgemeinschaften für unsere Zukunftsallianz wird ein starkes Zeichen gesetzt“, sagte Christian Kdolsky, Sprecher der Zukunftsallianz. Der gemeinsame Wille, „unser Leben und das der nächsten Generationen positiv zu verändern“, eine alle. „Wir freuen uns, dass damit ein breiter und inklusiver Dialog quer über alle Religionen hinweg ermöglicht wird und so ein Zukunftsplan der Bevölkerung entstehen kann“, so Kdolsky.

Der Zukunftsplan speist sich aus Beiträgen aus der Bevölkerung, die in Online- wie Offlinedialog-Formaten fünf Fragen zu einer positiven Zukunft diskutiert. Die Beiträge werden gesammelt und im Herbst in einem Zukunftsplan der Bevölkerung zusammengeführt.

Chalupka: Klimaschutz nicht allein „Hick-Hack“ politischer Parteien überlassen

„Unser Glaube zeigt uns, dass es möglich ist, umzukehren, wenn ein Weg in die Irre führt“, zeigte sich Bischof Michael Chalupka überzeugt. Die Kraft dieses Glaubens setze in Bewegung, schenke Hoffnung und eine positive Vision der Zukunft. „Die Freude über Gottes Liebe zur Schöpfung und über Jesu Christi Zusage, dass das Reich Gottes mitten unter uns Gestalt gewinnt“, ermutige in Zeiten der Klimakrise und mache erfahrbar, dass die Zukunft unter Gottes Segen stehe.

Die demokratisch verfasste Evangelische Kirche lebe ihren Glauben „in Freiheit und Verantwortung“. „Die Menschen sind befreit und angehalten, einzeln wie strukturell Verantwortung für den Erhalt der guten Schöpfung zu übernehmen“, fügte der Bischof hinzu. Das wichtige Thema des Klimaschutzes dürfe nicht dem „Hick-Hack“ politischer Parteien allein überlassen werden, die in Legislaturperioden denken müssen, „hier geht es um die Zukunft über Generationen hinweg“. Wichtig sei es, dabei glaubwürdig zu bleiben. „Daher hat die Evangelische Kirche selbst Schritte gesetzt“, unterstrich Chalupka und stellte das Klimaschutzkonzept vor. Demnach soll die Evangelische Kirche in Österreich mittels eines umfangreichen Maßnahmenplans bis 2035 klimaneutral werden.

„Gemeinsam wollen wir verhärtete Fronten in Debatten lösen, Hoffnung geben und Brücken für eine gemeinsame Zukunft bauen“, betonte der Bischof. „Zukunft geht uns alle an, Klimawandel geht uns auch alle an. Deshalb ist es wichtig, dass Religionsgemeinschaften und Kirchen, die viele Menschen in Österreich vertreten, sich an dieser Zukunftsallianz beteiligen.“

„Die Bewahrung der Schöpfung ist ein Auftrag unseres Glaubens, weil Gott uns diese Erde anvertraut hat“, sagte Markus Gerhartinger, Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien. Dabei gehe es um den Schutz der Berge, Wälder, Wiesen, der vielfältigen Tierwelt ebenso wie auch um das Wohlergehen der Menschen. Die Welt könne nur gemeinsam erhalten und geschützt werden. Es gehe darum, „das Geschenk Gottes in Ehren“ zu halten. Die Zukunftsallianz sei „wichtig und richtig“, denn sie sei eine Chance, „gemeinsam etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und eine positive Zukunft zu schaffen“, so der Umweltbeauftragte.

„Unser Ziel ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Umweltschutz mehr als nur eine ökologische Notwendigkeit ist. Es ist ein moralisches Gebot und eine spirituelle Verpflichtung“, sagte Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Der Glauben gehe Hand in Hand mit der „Pflicht, aktiv zu handeln und positive Veränderungen herbeizuführen: Nicht nur auf oberster Ebene, sondern auch in unserem täglichen Leben, in unseren Gemeinden, den Zentren unseres sozialen Lebens“, so Vural.

Für Schlomo Hofmeister, Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft, lohne es sich „in Zeiten des mittlerweile nicht mehr zu leugnenden weltweiten Klimawandels und seiner vielerorts bereits bedrohlichen Auswirkungen, wie in allen menschengemachten Krisensituationen“, einen Blick in die Torah zu werfen. „Eine zentrale Säule der jüdischen Ethik besteht bekanntlich darin, unser Tun und Handeln nicht an den expandierenden Grenzen der praktischen Machbarkeit, sondern an den Eckpfeilern von Verantwortung, Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit auszurichten“, sagte Hofmeister.

Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, plädierte für einen wertschätzenden Umgang von und mit Mensch, Tier und Natur. Wichtige Mittel dafür seien Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen und ein konstruktiver Dialog. „Die komplexen Herausforderungen, vor denen wir stehen, brauchen für ihre Lösungen sehr viel Wissen, Geduld, Empathie und Wohlwollen von allen von uns. Die Zukunftsallianz kann dafür den Boden bereiten“, brachte Weißgrab seine Überzeugung zum Ausdruck.

Wie Sunil Narula ausführte, lehre der Hinduismus, dass „jeder Aspekt der Natur ein heiliges Geschenk, ein lebendiger Ausdruck des Göttlichen und die ganze Welt eine Familie“ sei. „Daher ist es unsere Pflicht, als Hüter und Hüterinnen der Erde Maßnahmen zu ergreifen, die nicht nur uns, sondern auch zukünftige Generationen schützen“, sagte der ehemalige Präsident der Hinduistischen Religionsgesellschaft.

Die Zukunftsallianz ist eine überparteiliche, unabhängige Bürgerinitiative mit breiter Unterstützung aus allen Teilen der österreichischen Gesellschaft. Initiiert und organisiert wird sie durch den Verein Klimavolksbegehren, der das gleichnamige Volksbegehren 2020 mit fast 400.000 Unterstützerinnen und Unterstützern organisiert hat.

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