Geschenke fürs Leben

 
von Evangelischer Pressedienst

Julia Schnizlein über Gaben, die das Leben bereichern

Jedes Mal, wenn ich Erdäpfel schäle, denke ich an Frau Wellhöfer. Frau Wellhöfer war die beste Freundin meiner Oma, und sie ist schon lange tot. Trotzdem ist sie immer wieder Teil meines Alltages. Grund dafür ist der bis heute völlig intakte Kartoffelschäler, den sie mir vor Jahrzehnten zur Konfirmation geschenkt hat.

Damals mit knapp 14 Jahren hielt sich meine Begeisterung über das funktionale Geschenk ehrlicherweise in Grenzen. Ebenso wie über die Handtücher mit Monogramm, die vielen Vasen oder das Tafelsilber, das es klassischerweise zur Konfirmation gab. Heute bin ich für alles davon dankbar, auch wenn die Handtücher mittlerweile ausgetauscht werden mussten. Von meiner Großmutter bekam ich damals eine Kette mit Kreuz, auch sie trage ich bis heute.

Es gibt Geschenke, die einen durchs Leben begleiten. Und es gibt Anlässe für solche Geschenke, an die man sich immer erinnert. Vielleicht wissen auch Sie noch, was Sie zur Erstkommunion oder zur Firmung, zur Konfirmation oder zum Schulabschluss bekommen haben?

Eines der wichtigsten Geschenke meines Lebens war eine Reise nach Wien, die mir meine Tante zur Matura schenkte. Ich verliebte mich damals dermaßen in die Stadt, dass ich mit 18 Jahren beschloss, hier einmal zu leben. Heute bin ich Stadtpfarrerin in der Inneren Stadt, und die Liebe zu Wien hält an.

Geschenke können das Leben bereichern und den Horizont erweitern. Umso bedauerlicher ist es, dass Schenken manchmal einen schlechten Ruf hat. „Bitte keine Geschenke“ lese ich auf vielen Einladungen zu Hochzeiten oder runden Geburtstagen. Oft werden Geschenke mit Überfluss, Konsumwahn und Verschwendung in Verbindung gebracht. Und tatsächlich besitzen die meisten Menschen eher zu viel als zu wenig.

Trotzdem macht „Nicht-Schenken“ eben auch nicht glücklich. Es kann eine große Freude sein, wenn man genau das Richtige für einen lieben Menschen findet: ein Buch, das genau die Stimmung des Gegenübers aufnimmt, oder ein Fotoalbum, für dessen Anfertigung man sich selbst nie die Zeit nehmen würde.

Meine Mutter hat uns zur Geburt unserer Tochter ein Kirschkernkissen geschenkt. Es war aus einem alten Strampler genäht, den ich selbst als Baby getragen habe. Immer wenn ich es heute in die Hand nehme, denke ich an meine Kindheit und an die meiner Mädchen und spüre dankbar, wie sich die Generationen verbinden.

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