"Geld allein ist nicht genug"
Auch Evangelische Kirche ist Partner der Mikrokreditorganisation "Oiko Credit"
Seit 25 Jahren sind die Mikrokreditgeber von Oikocredit in Österreich aktiv. Auf internationaler Ebene feiert die Organisation heuer ihr 40-jähriges Bestehen. Anlässlich dieser Jubiläen lud Oikocredit am Dienstag, 15. September, in Wien zu einer Pressekonferenz unter dem Motto "Geld allein ist nicht genug".
Durch Oikocredit werde Gerechtigkeit, ein zentrales biblisches Anliegen, möglich, erklärt Bischof Michael Bünker in einem Statement, das bei der Pressekonferenz vorlag. "Mikrokredite können einen Weg aus der Armut darstellen, da sie den Menschen die Chance geben, ihr eigenes Schicksal selber in die Hand zu nehmen." Aus diesen Gründen sei die Evangelische Kirche seit der Gründung ein Partner von Oikocredit.
Als "Erfolgsgeschichte" bezeichnete Friedrich Boschert, Vorstandsvorsitzender von Oikocredit Österreich, das Wirken seiner Organisation in den letzten 25 Jahren. "Wir haben seit der Gründung die Vision, durch die faire Verteilung von Mitteln zu einer gerechteren Welt beizutragen." Während es in den ersten Monaten 53 Mitglieder waren, seien es heute über 5000 Österreicher und Österreicherinnen, die insgesamt über 81 Millionen Euro bei Oikocredit veranlagt haben. Dieses Geld werde direkt "in Menschen investiert" und ebne dadurch vielen Kreditnehmern und - nehmerinnen den Weg aus der Armut, so Boschert.
"Geld allein ist nicht genug", betonte Ging Ledesma, die als Direktorin für Social Performance Management bei Oikocredit International im niederländischen Amersfoort tätig ist. Es sei der Organisation wichtig, über den reinen Finanzierungsgedanken hinauszudenken. "Wir müssen die Menschen anleiten, ihr Geld richtig einzusetzen und so den Gedanken von Oikocredit weiterzutragen." Grundsätzlich verfolge man den Ansatz, den Menschen auch einen Zugang zu Information und so zu Wissen zu ermöglichen. "Geld allein bedeutet nicht automatischen Erfolg", sagte Ledesma.
In Bezug auf die aktuelle Flüchtlingskrise verfolge Oikocredit den Ansatz, die Menschen in ihrer Heimat zu unterstützen. Dadurch trage man auch dazu bei, dass sich weniger Menschen auf den gefährlichen Weg nach Europa machen, unterstrich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Oikocredit Österreich, Günther Lenhart. Trotzdem, so Lenhart, "bricht es mir das Herz", wenn angesichts der aktuellen Krise in Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge auseinanderdividiert werde. Natürlich müsse man diejenigen schützen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, man dürfe aber auch die, die vor Hunger und Not fliehen, dabei nicht vergessen. "Menschen, die verhungern, sind genauso vom Tod bedroht, das wird aktuell aber gerne vergessen", meinte Lenhart.
Oikokredit International wurde 1975 gegründet und hat seinen Sitz im niederländischen Amersfoort. Mittlerweile hat die Organisation über 53.000 Investoren und verteilt im Jahr über 700 Millionen Euro in Form von Mikrokrediten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Österreich liegt mit knapp 15 Prozent an zweiter Stelle hinter Deutschland, was den Kapitalzufluss anbelangt.
In Zukunft möchte die Organisation verstärkt in Projekte investieren, die einen Fokus auf nachhaltige Landwirtschaft, fairen Handel oder erneuerbare Energien legen. Auch die Bemühungen um verbesserte Ausbildung und Betreuung der Kreditnehmer und -nehmerinnen sollen weiter ausgebaut werden.
Weitere Informationen unter: www.oikocredit.at
Text: epdÖ