Geist: Debatte über Einkaufssonntage vor Weihnachten „grenzt an Hohn“

 
von Evangelischer Pressedienst

Wiener Superintendent reagiert auf Vorstoß von Wirtschaftskammerpräsident Mahrer

Wien (epdÖ) – Die Forderung von Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer nach längeren Ladenöffnungszeiten, um so nach dem Lockdown Weihnachtsumsätze zu retten, stößt beim Wiener evangelischen Superintendenten Matthias Geist auf Ablehnung. Als „unangebracht“ bezeichnet Geist die Idee in einer Aussendung. Wirtschaftliche Interessen „sind weder im Sinne gelebter Sozialpartnerschaft, noch dürfen sie Familien an Wochenenden in seelische Not stürzen“, sagt Geist, der die Evangelische Kirche in der Allianz für den freien Sonntag vertritt. Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer hatte gefordert, nach dem Ende des Lockdowns (voraussichtlich 7. Dezember) Einzelhandelsgeschäfte in der Vorweihnachtszeit länger geöffnet zu halten. Zudem hatte er für eine Öffnung an den Adventsonntagen plädiert.

„Auch im Sinne des Schutzes der Bevölkerung in Covid-19-Zeiten“ spreche er sich gegen eine Liberalisierung der Sonntagsöffnungszeiten aus, unterstrich Geist. „Das gesellschaftliche Leben bleibt in Gefahr, wenn der erhoffte Profit über die Gesundheit der Menschen gestellt wird.“ Insofern grenze die ausgelöste Debatte „an Hohn“. Nötig sei jetzt der Blick auf sozialen Frieden und allgemeine politische Verantwortung. „Persönlich trete ich in diesem Advent dezidiert für einen Akt der Besinnung – auch über unser Konsumverhalten – ein, der über alle zivilen Gruppen und Religionsgemeinschaften hinweg Verantwortung zeigt.“

Dem Argument Mahrers, Einkaufsmöglichkeiten auch am Sonntag würden Kundenströme abschwächen, trat die Allianz bereits am Donnerstag in einer Stellungnahme gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress entgegen. Von Montag bis Samstag sei genug Zeit zum Einkaufen. Außerdem seien derzeit viele Menschen von Kurzarbeit oder gar Jobverlust betroffen und hätten weniger Geld zur Verfügung. Gegen den Einkauf am Sonntag spreche auch dann fehlende Zeit für die Familie. Gerade die Jüngsten bräuchten in dieser „extrem belastenden“ Zeit der Pandemie die Geborgenheit der Familie, anwesende Mamas und Papas – zumal heuer Großeltern als Betreuende wegen der Infektionsgefahr oft wegfallen. Der arbeitsfreie Sonntag sei ein „unverzichtbares Kulturgut in Österreich“, hielt das Bündnis fest. Neben dem Thema Ladenöffnungszeiten hingen auch religiöse Interessen daran, Fragen des Umweltschutzes, der ehrenamtlichen Tätigkeiten und der gesellschaftlichen Kosten für ein Hinauffahren der gesamten Infrastruktur.

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