Etwas Tapferes

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über einen christlichen, aber auch politischen Anspruch

„Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!“ steht an der Wand des Zürcher Großmünsters. Der Ausspruch stammt vom Schweizer Reformator Ulrich Zwingli. Er wird immer wieder gerne zitiert. Vor allem dann, wenn einer oder eine seine oder ihre Meinung durchsetzen will und sich dabei auf Gott beruft. Die Umstände, in denen Zwingli diesen Ausspruch getan hat, waren alles andere als erfreulich. Er wollte den Rat der Stadt zum Krieg gegen die katholischen Innerschweizer Kantone aufrufen. Das gelang ihm dann auch und kostete ihn das Leben.

Man könnte die Lehre daraus ziehen, um Gottes Willen nicht allzu tapfer sein zu wollen, vor allem dann nicht, wenn es einen selbst und anderen das Leben kosten könnte.

Tapfer sein könnte aber auch bedeuten, von etwas überzeugt zu sein und andere davon überzeugen zu wollen. Menschen um sich zu sammeln, um mit ihnen in aller Offenheit die Zukunft lebenswerter zu gestalten. Das wäre ein Anspruch an Christinnen und Christen – und auch an Politikerinnen aller Couleurs: tapfer für eine Sache einzutreten, aber zugleich demokratisch nach Mehrheiten zu suchen. Das ist der Weg, wie die Evangelische Kirche ihre Wege zu gehen versucht, prophetisch und demokratisch zugleich. Wenn es um Gottes Willen gelingt, etwas Tapferes zu tun, das auch noch zum Frieden beiträgt und zum Überleben der Menschheit, dann wäre Zwinglis Ausspruch doch mehr als eine historische Verirrung.

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