Ersatzreligion Fußball?

 
von Evangelischer Pressedienst

Julia Schnizlein über Gemeinsames wie Trennendes von Fußball und Religion

Europa liegt im EM-Fieber. Schon lange hat Fußball den Ruf, eine Ersatzreligion zu sein. Aber während die Fußballstadien im Austragungsland Deutschland brechend voll sind, sind die Kirchen vielerorts gähnend leer. Grund genug, um sich einmal die Parallelen und Unterschiede zwischen Fußball und Religion anzusehen und zu fragen, wo wir voneinander lernen können.

Was Fußball und Religion gemein haben, sind ihre Symbole und Rituale: Was dem Christentum das Kreuz ist, sind den Fußballfans die Vereinsfarben und das Vereinslogo. Die Farbe des Fantrikots verrät sofort, wer sich zu welcher Mannschaft bekennt, und die gemeinsamen Gesänge und Choreografien, die ähnlich wie in Gottesdiensten strengen Liturgien folgen, verstärken das allgemeine Wir-Gefühl.

Die Gemeinschaft und die geteilten Emotionen sind vielleicht die größten Erfolgsrezepte des Fußballs. Fans teilen Jubel und Siegestaumel genau wie Enttäuschung und Tränen. Das verbindet sie über sämtliche kulturelle oder soziale Unterschiede hinweg. Und auch darin ähnelt der Fußball der Religion, wobei sich die Kirchen bei ihren Gottesdiensten in puncto Emotion und Begeisterung vom Sport eine Scheibe abschneiden können.

Aber auch der Glaube bringt unterschiedlichste Menschen zusammen und verbindet sie. Er macht sie zum Teil von etwas Großem und Ganzen, von etwas Universellen – und doch ist dabei jede und jeder Einzelne wichtig und unersetzlich. Das meinte schon der Apostel Paulus, als er die Kirche im Korintherbrief mit einem Leib und vielen Gliedern verglich und betonte, dass jedes Glied – ob Auge, Ohr, Hand oder Fuß – seine bestimmte Aufgabe habe und der Leib nur im Zusammenspiel aller funktioniere. So ist Religion ein „Mannschaftssport“, genau wie Fußball. Nur gemeinsam kann der Einzelne über sich hinauswachsen und die Mannschaft zum Erfolg kommen.

Allerdings – und das ist doch ein entscheidender Unterschied – ist der Sieg im Fußball selbst bei noch so hartem Training nicht garantiert. Oft müssen Mannschaft und Fans bis zum Schlusspfiff um Sieg oder Niederlage zittern. Für Gläubige hingegen ist das Spiel schon entschieden, der Sieg in jedem Fall gewiss. Denn mit Christus ist der Tod für uns alle bereits überwunden. Das Finale ist schon gewonnen.

Weitere Artikel

Nach Oben