„Energiezukunft gestalten“: Smarte Gebäude und Energiegemeinschaften
Online-Vortrag im Rahmen des „Jahres der Schöpfung“
Wien (epdÖ) – Um die Energiewende zu schaffen, müssen mehrere Technologien verbunden und miteinander verknüpft werden, ist die Expertin für nachhaltige Architektur Doris Österreicher überzeugt. Am Donnerstag, 5. Mai, zeigte die Architektin, die in Wien bei „Treberspurg und Partner“ tätig ist und auch an der Universität für Bodenkultur lehrt, in einem Online-Vortrag im Rahmen des „Jahres der Schöpfung“, Herausforderungen aber auch Möglichkeiten einer ressourcenschonenden und zugleich „smarten“ Bauweise auf.
Die Treiber hin zu einer nachhaltigen Architektur sind der Klimawandel einerseits, aber auch die Entwicklungen bei den Informations- und Kommunikationstechnologien und der immer stärkere Gedanke des Teilens von Ressourcen andererseits. „Windkraft, Solarthermie und Photovoltaik – diese Technologien helfen uns in der Energiewende“, sagt Österreicher. Weil diese erneuerbaren Energieformen aber nicht permanent verfügbar sind, müsse die Speichertechnologie mitbedacht werden: „Der Weg geht hin zur dezentralen Erzeugung und Speicherung, wir werden gleichzeitig zu Verbrauchern und Erzeugern von Energie.“
Energieeffizienz von größeren Systemen erhöhen
Ein Gebäude müsse nicht nur ressourcenschonend und effizient geplant werden, zugleich müssten möglichst viele erneuerbare Technologien einfließen und das Gebäude selbst „multifunktional, adaptiv und flexibel“ sein. „Es geht um Systemoptimierung“, erklärt Österreicher. Sektorale Grenzen werden dabei überwunden und Gebäude mit dem Quartier und darüber hinaus mit der Stadt verbunden, um so die Energieeffizienz von größeren Systemen zu erhöhen. „Smarte Gebäude fungieren dann als Energiespeicher“, so die Expertin, produzieren einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien und können selbständig auf externe Veränderung reagieren. Möglich werde das durch Bauteilaktivierung und wetterprädikative Steuerungen. Die Betonmasse wird dabei als Speicher genutzt, zu bestimmten Zeiten wird das Gebäude vorgekühlt oder vorgeheizt. So kann die Energie gespeichert werden, wenn sie verfügbar ist, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen.
Freilich seien diese Technologien in erster Linie nur beim Neubau einsetzbar. Mittlerweile könnten sie auch im Kostenrahmen des sozialen Wohnbaus umgesetzt werden. Wie sich all diese Aspekte nachhaltiger Architektur konkret in der Praxis verbinden, zeige aktuell das Forschungsprojekt „ZQ3DEMO“ in Wien, ein „Plus-Energie-Quartier“ für den urbanen Raum.
Mit Energiegemeinschaften Energie optimal nutzen
Die neuen Möglichkeiten der Energiegemeinschaften schaffen nun den rechtlichen Rahmen, um Energie optimal zu nutzen. „Bei Energiegemeinschaften geht es darum, erneuerbare Energie gemeinsam zu erzeugen, selbst zu verbrauchen, zu speichern, zu verkaufen, bzw. den Überschuss mit anderen zu teilen“, erklärt Stephan Heidler von der Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften im Klima- und Energiefonds. Inzwischen seien alle regulatorischen Rahmenbedingungen gesetzt, um eine Energiegemeinschaft zu gründen. 15 sogenannte „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften“ (EEG) gibt es bereits, 100 Projekte befinden sich in der Umsetzung.
Energiegemeinschaften helfen, „die Energiezukunft zu gestalten“, weiß Heidler. Nicht nur private Personen, auch KMUs, Gemeinden oder lokale Behörden können über Grundstücksgrenzen hinweg eine lokale Energiegemeinschaft gründen. Dabei können etwa auch Ladesäulen für E-Autos und Car-Sharing-Konzepte integriert werden, der Reststrom komme immer über das öffentliche Netz. Das Modell der sogenannten „Bürgerenergiegemeinschaft“ (BEG) ermöglicht dann die Kooperation über den lokalen Bereich hinaus.
Die Energiegemeinschaft biete auch eine Reihe wirtschaftlicher Vorteile, führt Heidler im Online-Vortrag aus. So reduziere sich bei der EEG der Netzpreis für Strom deutlich, da auch das öffentliche Netz weniger belastet werde. Der Energiepreis werde innerhalb der Gemeinschaft vereinbart und biete, etwa wie derzeit bei stark steigenden Energiepreisen, auch eine höhere Preisstabilität. Zu den ökonomischen gesellen sich auch soziale Vorteile, „eine Energiegemeinschaft stärkt auch den sozialen Zusammenhalt“. Unbestreitbar sei der ökologische Vorteil: „Ich weiß, woher mein Strom kommt und werde selber Teil der Energiewende“, sagt Heidler. Außerdem werde das Modell der Energiegemeinschaften die Akzeptanz für erneuerbare Energie in der Gesellschaft erhöhen.
(Bildnachweis: SCHAU.MEDIA / pixelio.de)