EKD-Präses Heinrich: Kirche der Zukunft muss „vielfältig vernetzt“ sein

 
von Evangelischer Pressedienst

Pastoralkolleg lud zu „Kacheltalk“ zum Thema „Zukunft der Kirche aus Sicht der jüngeren Generation“

Wien (epdÖ) – Unter dem Titel „Zukunft der Kirche aus Sicht der jüngeren Generation“ ging im Rahmen des „Kacheltalks“ Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), der Frage nach Gestaltungsmöglichkeiten der Kirche der Zukunft nach. Als Herausforderungen in diesem Kontext nannte sie gesellschaftliche Veränderungen, sinkende Mitgliederzahlen und Relevanz- und Vertrauensverlust. Hier müsse der Frage nachgegangen werden, welche Ideen und Hoffnungen für anstehende Transformationsprozesse sowie „für kleine und große Aufbrüche in der kirchlichen Landschaft“ besonders aus dem Gespräch mit jungen Menschen erwachsen.

Die Kirche der Zukunft müsse „mutig, vielfältig vernetzt und ermöglichend“ sein, zeigte sich Heinrich mit Blick auf Gespräche mit jungen Menschen und auf die im Vorjahr präsentierten Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung überzeugt. Diese Studie erfasst im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Kirche alle zehn Jahre, welche Einstellungen Menschen zu Religion und Kirche haben, welche Erfahrungen sie mit kirchlichen Angeboten gemacht haben und welche Erwartungen sie an die Kirche in der Zukunft haben.

Der letzten Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung zufolge spielen Kirchen trotz wachsender Zahlen an Kirchenaustritten noch immer vor allem im sozialen Bereich eine anerkannte gesellschaftliche Rolle. Erwartet werden von den Kirchen ein besserer Umgang mit Schuld und grundlegende Reformen. Hier müssten sich die kirchlichen Angebote besonders an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, hob Heinrich hervor.

Allerdings zeige die Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung auch, „dass der Glaube davon abhängt, ob und wieweit Menschen in der Kindheit und Jugend mit der Kirche in Berührung gekommen sind“. Die Kirche wie auch die Schule und der Kindergarten präge die Menschen wesentlich. „Wer konfirmiert ist, tritt mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit nicht aus der Kirche aus“, betonte die Präses.

Die Kirche der Zukunft müsse eine „vielfältige Vernetzung“ aufweisen. Dabei kommuniziere die Kirche gut und habe ein starkes Netzwerk. „In dieser Kirche können die Menschen gezielt unterschiedliche Angebote wahrnehmen“, sagte Heinrich. Dazu brauche die Kirche „Ermöglichungsstrukturen“, d.h. unterschiedliche Menschen müssten ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen können. Dies erfordere eine „Caring Community“, d.h. eine Gemeinschaft, die „trägt, stützt und einen festen Kern hat, der Kraft und Vertrauen gibt“, unterstrich Heinrich. In einer „mutigen, vielfältig vernetzten und ermöglichenden“ Kirche schließlich könne vieles nebeneinander stehen, egal wie alt man ist. „Man hat immer das Gefühl, ein Teil der Kirche und in ihr willkommen zu sein“, so Heinrich.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Austausch mit der Referentin sowie in Kleingruppen.

Anna-Nicole Heinrich ist die Präses der 13. Synode der EKD, Mitglied im Rat der EKD sowie Mitglied im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der EKD. Sie hat in Regensburg Philosophie studiert und absolviert aktuell ein Masterstudium „Digital Humanities“ sowie Menschenbild und Werte.

Der Kacheltalk ist ein kleines, 90- bis 120-minütiges digitales Format mit Referent:innen zu aktuellen Themen, veranstaltet vom Wiener Pastoralkolleg, den Pastoralkollegs Drübeck (CH), Villigist (CH) und Ratzeburg (D), der Pfarrerweiterbildung Bern (CH) sowie des Theologischen Studienseminars Pullach (D). Zielgruppen des Kacheltalks sind Pfarrer:innen, Diakon:innen, Religionspädagog:innen, Kirchenleitende sowie Theolog:innen. Der nächste „Kacheltalk“ findet am Dienstag, 12. September 2024, von 17 bis 18.30 Uhr zum Thema „Demut“ statt. Referent ist Christopher Zarnow, Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule Berlin.

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