Ehrentag der Singles
Maria Katharina Moser darüber, nicht allein zu sein
Guten Morgen an alle, die heute allein aufgewacht sind. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen nach der gestrigen Feier des „Ehrentags der Singles“. Wobei, bei uns in Österreich ist dieser Feiertag noch nicht so bekannt. Der „Singles Awareness Day“ am 15. Februar wurde in den USA ins Leben gerufen als Gegenstück zum Valentinstag am 14. Februar, an dem bekanntlich die Zweisamkeit der Paarbeziehung im Mittelpunkt steht.
Wirklich zu klappen scheint es allerdings trotz Feiertag nicht mit der Ehrung der Singles. Es ist bezeichnend: Der Ehrentag der Singles steht im deutschsprachigen Raum auf der Liste der „kuriosen Feiertage“, seine englische Bezeichnung wird abgekürzt mit SAD (dt. traurig). Kurios und traurig – das ist das Klischee, mit dem Alleinstehende konfrontiert sind: Sie haben niemanden abbekommen, sie müssen traurig und verzweifelt auf der Suche sein – und wenn nicht, dann kann irgendetwas nicht stimmen mit ihnen. Mit einer einschlägigen Szene beginnt Rebekka Gohla ihr Buch „Beziehungsstatus: Ich mag Kekse“: „‘Bist du sehr unglücklich?‘ fragt mich eine ältere Dame aus meiner Gemeinde und sieht mich dabei teilnahmsvoll an. Ich stutze irritiert, weil ich nicht weiß, welche Tragödie mir entgangen ist. Aber als sie dann treuherzig erklärt ‚Ich bete für dich, dass du bald einen Mann findest!‘, da ahne ich, was in meinem Leben offenbar gehörig schiefläuft: Ich bin Single.“
Dabei war der Apostel Paulus ein überzeugter Single. Im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt er, es sei gut, ledig zu bleiben. Aber Paulus zeigt sich tolerant: „Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin, aber jeder hat seine eigene Gabe von Gott, der eine so, der andere so.“ Und der bekannteste Single der Christenheit war Jesus selbst. Allein war Jesus deshalb keineswegs. Er hat in der Gemeinschaft seiner Jünger und Jüngerinnen gelebt. Biblisch betrachtet, ist also weder etwas seltsam am Single-Leben noch sind die so genannten Alleinstehenden alleine. Singles können ebenso gut aufgehoben sein in verbindlichen freundschaftlichen Beziehungen, wie sich Menschen in einer Partnerschaft einsam fühlen können. Singles können ebenso glücklich sein, wie Paare unglücklich. Und für alle gilt: Vor Gott zählt nicht Stand, auch nicht der Personenstand. Jede Lebensform ist ehrenswert, und alle Lebensformen sollen gleichermaßen geehrt werden.