Diakonie will flächendeckend Community Nurses in der Pflege
Moser: „Menschen fühlen sich in Pflege-Fragen allein gelassen“
Wien (epdÖ) – Die Diakonie fordert anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai den flächendeckenden Ausbau des 2022 gestarteten Modells der „Community Nurses“. In einem ersten Schritt soll die Zahl der derzeit 270 Community Nurses auf 550 aufgestockt werden, erklärte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser bei einer Pressekonferenz am 7. Mai in Wien. Aufgrund der demografischen Entwicklung müssten zudem die Pflegeleistungen auf mehr Schultern verteilt und zwischen den Geschlechtern gerechter aufgeteilt werden. Darüber hinaus sei es erforderlich, die Community Nurses zu Pflegelots:innen weiterzuentwickeln.
Die vor rund zwei Jahren gestarteten Community Nurses sind diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, das sich in den Gemeinden primär um Gesundheitsprävention und -förderung kümmert und niederschwellig, regional, wohnortnah und bedarfsorientiert pflegerische Unterstützung anbietet. Auch andere Berufsgruppen wie Sozialarbeiter:innen und Psycholog:innen sollen zu Community Nurses werden und mit dem Pflegepersonal zusammenarbeiten.
„Die Pflegelandschaft ist kompliziert. Pflegelotsen helfen Menschen mit Pflegebedarf und ihren Angehörigen, sich zurechtzufinden. Und sie müssen eine Rolle bei der so genannten Bedarfsplanung bekommen. Denn sie wissen, was die Menschen vor Ort brauchen“, unterstrich Moser. Dabei verwies die Diakonie-Direktorin auf die positiven Erfahrungen der Diakonie mit 30 Community Nurses in acht Regionen Österreichs. „Dieses erfolgreiche Angebot sollte dringend flächendeckend ausgebaut werden“, sagte Moser.
Laut einer aktuellen Market-Umfrage meinen lediglich 21% der österreichischen Bevölkerung, dass die Unterstützung für Menschen mit Pflegebedarf ausreicht. Über drei Viertel der Befragten sagen, gute Pflege und Betreuung sei in Österreich nicht für jeden leistbar. „Das ist ein alarmierender Befund. Die Menschen fühlen sich in Pflege-Fragen allein gelassen“, betonte Moser. Es brauche auch Bewusstsein für die soziale Seite der Pflege. „Pflege ist mehr als warm, satt und sauber“, so die Diakonie-Direktorin.
Die Pflegereform sei „stecken geblieben“, kritisierte Moser. Zwar wurden Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel gesetzt – was wichtig und richtig gewesen sei – und auch einige kleinere Maßnahmen für pflegende Angehörige. Allerdings sei dies „nur die halbe Miete“, befand Moser. Es fehle der Ausbau und die Weiterentwicklung von Unterstützungsangeboten wie Alltagsbegleitung, leistbare mehrstündige Tagesbetreuung, Tageszentren, Besuchsdienste oder die Betreuung nur in der Nacht.
Derzeit würden rund 40 Prozent des Pflege-Gesamtaufwands von privaten Haushalten gestemmt. Laut der Diakonie betreffe Pflege aktuell 1,5 Millionen Menschen in Österreich – entweder, weil sie selbst auf Pflege und Betreuung angewiesen sind, oder weil sie pflegende Angehörige sind. Bei der Zukunft der Pflege müsse man sich aufgrund der demografischen Entwicklung etwas überlegen, forderte auch WIFO-Pflegeexpertin Ulrike Famira-Mühlberger.