Der Himmel geht über allen auf
Maria Katharina Moser wirft einen Blick in den Wohnort Gottes
Der Himmel hat es dieses Frühjahr gut gemeint mit uns. Blau und strahlend hat er sich gezeigt. Ich bin gern und oft rausgegangen. Ich hab mir ein Bankerl gesucht oder ein Stückchen Wiese, mich hingesetzt und rauf geschaut. In dieser Zeit der Isolation und Enge, die hinter uns liegt, war es eine Wohltat, in den Himmel zu schauen. Der Himmel hat mir Weite geschenkt in diesen Tagen, in denen meine Welt quasi zusammengeschrumpft ist auf die eigenen vier Wände. Der Himmel, ein Raum der Freiheit.
Gleichzeitig verbindet der Himmel auch. Schützend wölbt er sich über uns alle. Der Astrophysiker und Astronom Franz Kerschbaum, der an der Universität über Weltrauminstrumente und Spätstadien der Sternenentwicklung forscht, hat das letztes Jahr in einem Radio-Beitrag am Christi Himmelfahrtstag so schön beschrieben, dass ich mir seine Worte notiert und aufgehoben habe: „Wenn ich mich hinlege und rauf schaue in den Himmel, dann weiß ich, dass nicht nur ich rauf schaue. Ich sehe das als Verbindung zu anderen Menschen, die genau das Gleiche tun“, sagt Franz Kerschbaum. „Das Kind aus armen Verhältnissen in der Dritten Welt kann genauso Inspiration aus diesem Blick beziehen. Und wenn ich rauf schaue und dieses Kind rauf schaut oder ein lieber Mensch rauf schaut, fern von mir, dann treffen sich unsere Blicke in der Unendlichkeit. Wir schauen auf das Gleiche, es gehört uns gemeinsam, und so sind wir über die Gefühle, die wir dabei entwickeln, untereinander verbunden.“
Der Himmel erzählt uns auch etwas über Gott. In der Bibel ist der Himmel der Wohnort Gottes. Wenn wir sagen, dass Menschen in den Himmel kommen, wenn sie sterben, dann ist das ein Bild für das Sein bei Gott. Gleichzeitig ist für die Bibel auch klar: Der Himmel ist nicht göttlich. Der Himmel ist Teil der Schöpfung, und Gott ist größer als der Himmel, auch der Himmel kann Gott nicht fassen.
Gott ist unendlich. Und in seiner Unendlichkeit auch fern. So groß, dass wir Menschen ihn nicht fassen können. Und gleichzeitig ist Gott ganz nah. Unsere Zuflucht, unter dessen Flügeln wir Schutz finden, unser Schirm, der uns behütet vor Angst.
Wir Menschen brauchen beides: Weite und Schutzräume, Freiheit und Verbundenheit. Beides finden wir in Gott. Das spüre ich, wenn ich in den Himmel schaue.