Dem Bösen widerstehen!
Michael Chalupka über die Verrohung der Herzen
Michael Chalupka über die Verrohung der Herzen
„Die Unmenschen sollen von der Erde verschwinden! Es wäre so schön ohne sie!“ So steht es in einer Übertragung des Psalms 104 des deutschen Dichters Arnold Stadler. Wie schön wäre das, gäbe es das Böse auf der Welt nicht mehr. Die Opfer des rechtsextremen mörderischen Terrors von Halle an der Saale, sie würden noch leben. Jüdinnen und Juden in Europa müssten nicht wieder um ihr Leben fürchten nach dem Holocaust, nach der Shoah. Die Mütter, Väter und Kinder in Syrien nicht vor den rollenden Panzern zittern.
Der Mensch lebt nicht mehr im Paradies. Das Böse ist in der Welt, und wir alle müssen damit umgehen. Gott nimmt den Menschen die Verantwortung für ihr Handeln nicht ab. Zuschauen und die Hände in den Schoß legen und darauf warten, dass die Unmenschen von der Erde verschwinden, ist keine Option.
Angesichts des antisemitisch motivierten Verbrechens in Halle an der Saale sind die Kirchen, die Religionsgemeinschaften und alle demokratischen Kräfte aufgerufen, der Verrohung der Sprache und der Herzen, die solchen Taten vorausgeht, entgegenzutreten.
Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit dürfen keinen Platz haben an den Stammtischen und in politischen Parteien, Kirchen und Religionsgemeinschaften. Denn die Taten von Einzelnen haben ihren Nährboden an vielen Orten. Alle sind aufgefordert, ihre Hirne und Herzen zu erforschen. Denn dem verrohten Gedanken folgt die böse Tat.