Corona-Pandemie führt zu Armuts- und Hungerkrise
Welternährungstag: Brot für die Welt fordert Förderschwerpunkt Ernährungssicherheit
Wien (epdÖ) Die Pandemie hat neben allen gesundheitlichen Folgen auch eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst. Darauf weist die evangelische Hilfsorganisation “Brot für die Welt” in einer Aussendung im Vorfeld des Welternährungstags (16. Oktober) hin. Die Zahl der Menschen weltweit, die mit weniger als 1,60 Euro pro Tag auskommen müssen, drohe laut Weltbank um 150 Millionen Menschen zu steigen.
KleinbäuerInnen, die täglich mit der Produktion von Nahrungsmitteln beschäftigt sind, seien gleichzeitig jene, die am meisten von Hunger betroffen sind, heißt es von Brot für die Welt. Ihr Schirmherr, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka betont: “Trotzdem ist eines sicher: Menschen, die sich aus eigener Kraft selbst ernähren können, sind für den Krisenfall besser gewappnet. Darum muss es erste Priorität haben, Bauern und Bäuerinnen zu stärken, damit sie ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen und herstellen können“.
In Zeiten von Corona müssten besonders jene Projekte gefördert werden, “die die lokale und nachhaltige Landwirtschaft in den Ländern des Südens unterstützen“, unterstreicht Chalupka und wünscht sich einen Schwerpunkt Ernährungssicherheit in der Entwicklungszusammenarbeit.
Entwicklungszusammenarbeit stärken – Corona und seine Folgen weltweit eindämmen
Einen wichtigen Ansatzpunkt sieht Brot für die Welt auch an der Beteiligung von KleinbäuerInnen an den Entscheidungsprozessen. „In dieser globalen Notlage werden vielerorts die lokalen Märkte, wo Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihre Waren verkaufen und die Menschen regionale Produkte einkaufen, geschlossen, während große Supermärkte offenbleiben. Wer dann keinen Zugang hat, bleibt übrig“, so der Bischof.
Nachhaltig Ernährung sichern
Brot für die Welt arbeitet daran, dass sich Menschen selbst ernähren und ein Leben in Würde führen können. Zum Beispiel in Äthiopien, das stark von Nahrungsunsicherheit und Hungersnöten betroffenen ist. Durch schädlingsresistente Sorten, Bewässerungssysteme, Bodenmanagement, größere Sortenvielfalt und Aufforstung sichert die lokale Bevölkerung durch Projekte von Brot für die Welt ihre Ernährung langfristig selbst.
„Früher war es hier schwer zu leben. Niemand besuchte uns, nicht einmal Arbeit als Taglöhner bekamen wir“, blickt Tayitu zurück. Die Familie lebt in der Region West Oromia in Äthiopien. Es waren harte Zeiten. Damals hatten sie nie genug zu essen. Heute ist Tayitu stolze Besitzerin zweier Jungkühe. Begonnen hat der Aufstieg mit einem sogenannten „Business-Training“ von Brot für die Welt und dem Erhalt von fünf Hühnern. Tayitu hat gelernt, wie Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide richtig angebaut werden, um am besten zu gedeihen. Jetzt kann sich die Familie das ganze Jahr über selbst ernähren und hat sogar Erträge aus dem Verkauf von mehr produzierten Eiern und Getreide.
Zahlen, Daten & Fakten
Die strukturellen Ursachen von Hunger und Mangelernährung waren bereits lange vor Corona bekannt. Hunger kommt von verfehlter Politik, die soziale Rechte und Arbeitsrechte beschneidet. Seit über 50 Jahren setzt sich Brot für die Welt für die Stärkung der Rechte der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ein – und fordert die Umsetzung des Rechts auf Nahrung.
Zahl der Hungernden und Mangelernährten steigt
Die Zahl der Hungernden wird durch die Corona-Pandemie ansteigen – bis zu 150 Millionen Menschen könnten nach Einschätzung der Welternährungsorganisation in Kürze zusätzlich von Hunger betroffen sein. Außerdem entfällt laut World Food Program durch die Schulschließungen für 310 Millionen Kinder das tägliche Schulessen, das für viele SchülerInnen die einzige Mahlzeit des Tages war.
690 Millionen Menschen weltweit leiden an chronischem Hunger, die überwiegende Mehrheit davon im globalen Süden, führt Brot für die Welt an. In Afrika hungere fast jeder Fünfte (19,1% oder 250 Millionen Menschen), in Ostafrika sind es sogar 30,8 Prozent.