Chalupka warnt vor Illusion einer von Leid freien Welt nach Corona
Gastkommentar in Tageszeitung „Die Presse“
Wien (epdÖ) – Vor der Illusion einer Welt, aus der nach der Coronakrise alles Leid verschwunden sei, warnt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka. In einem Gastkommentar für die Tageszeitung „Die Presse“ (Donnerstag, 9. April) schreibt Chalupka: „Eine Illusion wäre es zu meinen, wenn das Virus besiegt ist, wenn keine mit dem Coronavirus assoziierten Toten mehr auf dem Dashboard des Gesundheitsministeriums gezählt werden, wäre auch alles Leid besiegt und wir könnten dort weitermachen, wo wir vor dem Lockdown aufgehört haben.“ Die Coronakrise lasse die Unverfügbarkeit menschlichen Lebens in aller Härte erfahren. Gerade der Karfreitag sei eine Aufforderung, auf das Leid in der Welt hinzuschauen: „In diesem Jahr kann sich niemand der Erfahrung der Zerbrechlichkeit und Unverfügbarkeit entziehen. Die Coronakrise ist ein großer Karfreitag.“ Die Herausforderung, so Chalupka, sei aber, „gleichzeitig zu fragen, was wir tun können und sollen, um Leid zu verhindern.“
„Auf die Wissenschaft hören“
So lehre die Coronakrise, den Wert menschlichen Lebens zu erkennen: „Dieser ist nach christlichem Verständnis universal“ und gelte so auch auf den griechischen Inseln im Mittelmeer oder bei den kommenden Herausforderungen durch die globale Erwärmung: Die „Die Coronapandemie ist die Generalprobe für die Klimakrise. Nach der Krise ist vor der Krise, und was wir in der Coronakrise lernen, kann uns auch bei der Bewältigung der Klimakrise helfen: Auf die Wissenschaft hören.“ Nationale Strategien griffen zu kurz, Menschenleben dürften nicht mit Geld aufgewogen werden. „Und vor allem: Wichtige und richtige Maßnahmen lassen sich auch dann treffen, Verhaltensänderungen im weltweiten Maßstab sind auch dann möglich, wenn es viel kostet.“
Die nicht vergessen, die jetzt Leben am Laufen halten
Nach der Krise dürfe auch nicht auf jene Menschen vergessen werden, die in der Krise unser Leben am Laufen halten. Darunter befänden sich besonders viele Frauen und Menschen ohne österreichischen Pass: „Gerade die, die in einer Welt, die ihr Maß am Einkommen genommen hat, zu den finanziell Schwachen gezählt wurden, sind die, denen wir jetzt zu Dank verpflichtet sind.“
Den Gastkommentar im Volltext finden Sie unter www.diepresse.com