Brücken bauen

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über ein Versprechen für die Zukunft

„Ein schmales, schwarzes Mädchen, das von Sklaven abstammt und von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen wurde“, Amanda Gorman, rezitierte ein Gedicht bei der Inauguration des 46. Präsidenten der USA, Joe Biden. Ihr Vortrag und ihre Erscheinung –gerade 22 Jahre alt, mit rotem Haarband im signalgelben Mantel – waren ein Versprechen für die Zukunft. Der Augenblick, der den Wendepunkt verkörperte.

Inspiriert durch Martin Luther King Jr. und die Tradition schwarzer US-amerikanischer Predigerinnen zitierte sie die Vision des Propheten Micha: „Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.“ Vor diesem idyllischen Bild erinnert der Prophet an die Zeiten des Krieges, der Spaltung, die überwunden werden. „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ In ihrem Gedicht nimmt Amanda Gorman dieses Bild auf: „Der Sieg wird nicht durch die Schneide des Schwerts errungen, sondern durch all die Brücken, die wir gebaut haben.“

Der Kontrast zu den Bildern der versuchten Erstürmung des Kapitols könnte nicht größer sein. Ein schmales, schwarzes Mädchen mit einem roten Band im Haar machte Hoffnung, dass die Menschheit Hass und Gewalt verlernen kann, um beieinander zu wohnen. Und niemand wird sie schrecken.

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