Blinde Flecken

 
von Evangelischer Pressedienst

Julia Schnizlein lädt dazu ein, die Augen zu öffnen

„Ich sehe was, was du nicht siehst… und das ist…“ manchmal ein Problem.
Grundsätzlich nehmen Menschen die Welt unterschiedlich wahr.
Mein Mann zum Beispiel hat einen Blick für Autos und für Zahlen. Er weiß, ob wir unsere Nachbarn beim Billa treffen werden, weil er ihr Auto oder Nummernschild auf dem Parkplatz erkennt, während ich mir unser eigenes Kennzeichen nicht merken kann und nur selten unser Auto auf einem großen Parkplatz wiedererkenne. Umgekehrt hat mein Mann die typische Männer-Schwäche, wenn es darum geht, zu sehen, ob ich beim Friseur war, einen neuen Pulli oder neue Jeans trage. Kleidung oder Haare sieht er einfach nicht.
Wer schon einmal schwanger war, hat vielleicht auch die Erfahrung gemacht, dass die Welt dann plötzlich fast ausschließlich aus Schwangeren besteht – dabei waren sie auch vorher schon da. Man hat sie nur einfach nicht gesehen. Umgekehrt ist man oft blind für die Arbeit und die Leistung anderer, wenn die nicht gerade unmittelbar vor den eigenen Augen stattfinden.

Es ist wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass Wahrnehmung subjektiv ist. Niemand kann die Welt einfach so sehen, wie sie ist. Wir nehmen lediglich Ausschnitte wahr, je nachdem, wofür wir empfänglich sind.

Dazu kommen jene Dinge, vor denen wir bewusst die Augen und Ohren verschließen. Unsere Scheuklappen, weil wir bestimmte Dinge einfach nicht sehen wollen oder sehen können.
Tatsachen, die uns überfordern. Situationen, die uns Angst machen. Meinungen, die nicht unsere sind. Routinen, die wir vermeintlich nicht ändern können und Ausreden, hinter denen wir es uns bequem gemacht haben.

Gründe für unsere Blindheit gibt es viele. Aber Blindheit und bewusstes Wegsehen schützt nicht. Schon als Kinder mussten wir beim Versteckspielen lernen, dass es nichts bringt, sich einfach nur die Augen zuzuhalten.

Die diesjährige Fastenaktion der Evangelischen Kirche unter dem Motto „Spielraum – 7 Wochen ohne Blockaden“ will dazu einladen, sich den eigenen blinden Flecken zu stellen. Blockaden abzustreifen und den Blick freizubekommen für das, was uns entgegenkommen will. Wie heißt es so schön? „Wenn man glaubt, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.“ Um es zu sehen, müssen wir die Augen öffnen.

Folgen Sie Julia Schnizlein auch auf Instagram:
@juliandthechurch

Weitere Artikel

Nach Oben