Bischof Chalupka: Schicksale der Menschen hinter Sterbefallstatistik nicht vergessen

 
von Evangelischer Pressedienst

Gedenken als öffentliche Aufgabe – „Verstorbene sind keine Zahlenreihen“

Wien (epdÖ) – Mitte November war die Zahl der Sterbefälle in Österreich so hoch wie seit 42 Jahren nicht. Für die Woche vom 16. bis 22. November meldet die Statistik Austria 2.431 Todesfälle. Mehr Sterbefälle gab es zuletzt 1978 innerhalb von einer Woche. „Hinter der Statistik stehen die Schicksale von Menschen, ihren Familien und Angehörigen“, meint der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka. Hoffnungen und Träume würden „mit einem Mal abgeschnitten, und hinter den Zahlen der Statistik nicht mehr wahrgenommen“.

Es sei wichtig, so Chalupka, dass „alle, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen, das Gedenken dieser Toten auch als öffentliche Aufgabe wahrnehmen und darüber nachdenken, wie sie ihre Verantwortung gemeinsam so wahrnehmen können, dass Schlimmeres verhindert werden kann“. Nicht helfen würden jedenfalls „Schuldzuweisungen und Sündenbockstrategien“, ist der Bischof überzeugt. „Verstorbene sind keine Zahlenreihen. Jeder und jede hat einen Namen, der ins Buch des Lebens eingeschrieben ist“, betont Chalupka.

Der Bischof ruft alle Menschen, die in Österreich leben, dazu auf, in ihrer jeweiligen Tradition der Toten zu gedenken. „Aus evangelischer Sicht ist die Würde der Sterbenden und das Gedenken der Verstorbenen zentral. Ebenso zentral ist die Achtung der Trauer um die Toten und die Sorge um die Hinterbliebenen“, erklärt der Bischof. In jedem evangelischen Sonntagsgottesdienst werde der Verstorbenen der letzten Woche gedacht. Der Advent sei auch eine Zeit der Besinnung, der Einkehr und der Buße. Chalupka: „Aus der Buße, dem Eingeständnis nicht immer alles richtig gemacht zu haben, kommt die Kraft, sich der beängstigenden Statistik zu stellen – und nicht nur Angst und Scham angesichts der hohen Zahl an Verstorbenen zu empfinden, sondern auch die Sorge um die Hinterbliebenen, Achtung für die Verstorbenen und Tatkraft, um die Pandemie einzudämmen.“

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