Bildung ohne Schranken – Wie inklusive Bildung funktionieren kann

Diskussion bot Einblick in Erfolgsbeispiele aus Afrika und Österreich

 
von Evangelischer Pressedienst
Brot für die Welt-Leiterin Nina Hechenberger (re.) beim Projektbesuch mit dem Team der Selbstvertretungsorganisation LNFOD (Lesotho). Foto: Brot für die Welt
Brot für die Welt-Leiterin Nina Hechenberger (re.) beim Projektbesuch mit dem Team der Selbstvertretungsorganisation LNFOD (Lesotho). Foto: Brot für die Welt

Diskussion bot Einblick in Erfolgsbeispiele aus Afrika und Österreich

Wien (epdÖ) – Alle Kinder haben ein Recht auf Bildung, aber auf dem Weg zu einer inklusiven Schule für alle liegen zahlreiche Hindernisse. Wie Herausforderungen überwunden und Kinder mit Behinderungen im Regelschulsystem Zugang zur Bildung finden, zeigen Modelle aus Lesotho, Simbabwe und Österreich. Sie standen im Mittelpunkt einer Diskussion, zu der die evangelische entwicklungspolitische Aktion „Brot für die Welt“ am Montagabend, 9. September, in Wien geladen hatte.

„Wir können stolz sein, dass in Lesotho ein Inklusionsgesetz verabschiedet wurde. Doch es war ein schwieriger Weg“, erzählt Rabasotho Moeletsi. Er ist Projektkoordinator bei der Lesotho National Federation of Organisations of the Disabled (LNFOD), einer Selbstvertretungsorganisation von und für Menschen mit Behinderungen in Lesotho. In dem südafrikanischen Land besuchen 40% der Kinder mit Behinderungen zwischen 5 und 10 Jahren keine Schule. Ende 2018 wurde der inklusive Ansatz für das Bildungswesen verankert, der alle Stakeholder im Bildungsbereich einbezieht. Zu Beginn habe es Widerstand gegen das Inklusionsgesetz gegeben, so Moeletsi, denn „Menschen mit Behinderungen wurden nicht gesehen, man nahm an, es handle sich nur um ganz wenige Menschen“. Erst durch eine eine Studie zu inklusiver Bildung, Sensibilisierung der Personen im Bildungsbereich und Unterstützung von vielen Seiten konnte letztendlich die Gesellschaft mobilisiert werden.

Dass Bewusstseinbildung wichtig ist, besonders auch im Kontext der Gemeinden, unterstreicht auch Joyce Matara, die bei der Jairos Jiri Association (JJA) in Simbabwe für Lobbying und Advocacy zuständig ist: „Heute gilt unsere Schule als Modellschule und ist Vorbild für andere Schulen. Kinder können sich nicht frei fühlen, wenn sie mit Hindernissen konfrontiert sind. Wir haben viel daran gesetzt, die Schule barrierefrei zu gestalten, haben Türen, Wege und Toiletten umgebaut.“ Der barrierefreie Umbau der Mukombwe Primary School im Mutoko District erfolgte unter Mitwirkung der lokalen Gemeinschaft. Gesonderte Schulen für Kinder mit Behinderungen gibt es in Simbabwe nicht, die Kinder besuchen reguläre Schulen, wo jedoch nicht auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Dagegen kämpft die Jairos Jiri Association an und betreibt eine Initiative für inklusive Schulclubs. Diese Clubs bestehen aus Kindern mit und ohne Behinderungen und aus Lehrkräften. Ihr Ziel ist Bewusstsein in der Schule und der lokalen Gemeinschaft zu schaffen.

Und in Österreich? Hier berichtet Andrea Boxhofer, Geschäftsführerin des Diakonie Zentrums Spattstraße in Linz, vom Modell der Schulassistenz. Durch das Zentrum Spattstraße werden 1100 Kinder mit besonderen Bedürfnissen betreut. „Helene war eine von ihnen“, erinnert sich Boxhofer, „heute ist sie eine erwachsene, selbstbewusste junge Frau mit einer spastischen Diplegie, die ihr Leben meistert, alleine wohnt, Auto fährt und eine gute Schulbildung hat. Eine gute Ausbildung ist gerade für Menschen mit Beeinträchtigung das Um und Auf.“

Zentrale Qualität der Schulassistenz im Diakonie Zentrum sei das Angebot einer stabilen, einfühlsamen Beziehung, die dem Kind emotionale Sicherheit im schulischen Umfeld bietet und dadurch Lernen ermöglicht. Begleitet werden in der Schulassistenz SchülerInnen mit Mehrfachbehinderung, cerebralen Bewegungsstörungen, Hör- und Sehbehinderung, Trisomie 21, Lernbehinderung, Entwicklungsverzögerung, Autismusspektrumsstörung, ADS / ADHS, oder etwa sozialen Schwierigkeiten.

Wie wichtig in der inklusiven Pädagogik der Nachteilsausgleich ist, führte Laura Riefenthaler aus. „Niemand würde einem Kind eine Brille wegnehmen – das würde unfair erscheinen“, sagte die Sonderpädagogin am Evangelischen Realgymnasium Donaustadt. Wenn jedoch einem Kind aufgrund einer Beeinträchtigung mehr Zeit für eine Schularbeit gegeben wird, werde dies als unfair wahrgenommen. „Unsere Gesellschaft akzeptiert sichtbare Behinderungen leichter als unsichtbare“, konstatiert Riefenthaler.

Am ERG Donaustadt gibt es Integrationsklassen, aber auch in allen anderen Klassen Kinder mit Beeinträchtigungen. An dieser Schule endet Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigungen nicht nach der Pflichtschule, sondern wird auch in der Oberstufe fortgeführt.

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