Barmherzigkeit
Michael Chalupka über das, was nottut
Barmherzigkeit tut not. Ein Herz zu haben, das sich berühren lässt. Barmherzigkeit ist eine der herausragenden Eigenschaften Gottes. „Der HERR ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue“, heißt es in der Bibel. Gott lässt sich berühren vom Leiden der Menschen, er fragt nicht nach Schuld, fragt nicht danach, wie seid ihr in das Schlamassel geraten, sondern wendet sein Herz den Menschen zu.
Barmherzigkeit ist auch eine menschliche Tugend. Unser Herz ist nicht aus Stein und nicht aus Eis, es ist aus Fleisch und Blut. Sich berühren zu lassen, bringt unser Herz zum Schlagen, versetzt es in Unruhe. Das ist nicht immer angenehm. Angesichts des Leids, das wir sehen, das uns anrührt, das unser Herz bewegt, suchen wir nach Schuldigen. Die sind auch schnell gefunden.
Da ist der türkische Präsident, der die Flüchtenden zum Spielball seiner Kriegspolitik macht, da sind die die anderen Spieler des Krieges in Russland und Syrien oder die untätigen Vertreter der europäischen Staaten, die jahrelang gedacht hatten, sie könnten das Elend aussitzen. Viele haben Schuld. Doch das hilft weder den Kindern, Frauen und Männer, die in der Kälte sitze und um ihre nackte Existenz kämpfen, noch unserem Herz. Angesichts der Not wird unser Herz berührt und will sich erbarmen. Tun wir, was möglich ist, auch wenn es zu wenig ist. Um Gottes und der Nächsten willen. Barmherzigkeit tut not.