Ausgeglänzt
Julia Schnizlein über die Rückkehr in den Alltag
Spätestens mit dem heutigen Tag verschwindet Weihnachten sang- und klanglos aus den meisten österreichischen Wohnzimmern. Christbäume haben ausgeglänzt – ihre leblosen Gerippe warten an Straßenrändern und Sammelstellen auf den Abtransport. Lichterketten, Strohsterne und Christbaumkugeln werden sorgfältig in Pappkartons verpackt und bis zum nächsten Jahr in Kellern und Dachböden verstaut. An das leere Zimmer müssen sich viele erst wieder gewöhnen – und der glanzlose Abschied vom Weihnachtsfest lässt so manchen etwas trostlos zurück.
In einigen skandinavischen Ländern wird Weihnachten hingegen gebührend verabschiedet. Mit dem sogenannten Knuttag, der jährlich am 13. Jänner zelebriert wird. Dass an diesem Tag die Weihnachtsbäume aus Wohnzimmerfenstern fliegen und zur Gefahr für Passanten werden, ist natürlich nur eine Werbeerfindung eines großen Möbelhauses. Tatsächlich kommen am Knuttag noch einmal die Familien zusammen, tanzen mitunter um den Baum und plündern endlich die zwischen den Zweigen hängenden Süßigkeiten. In vielen Kirchen wird das Knutfest mit Gottesdiensten gefeiert. Da dringen dann mitten im Jänner „Stille Nacht“ und andere vertraute Weihnachtslieder durch die Welt und erwärmen noch einmal die Herzen der Menschen.
Für mich klingt das nach einem schönen Ende der Weihnachtszeit. Abschiede sollte man bewusst zelebrieren. Sie markieren nämlich immer auch einen Neubeginn. Für viele von uns beginnt morgen wieder der Alltag mit all seinen üblichen Aufgaben und Pflichten. Nur wenige Menschen verbinden mit „Alltag“ etwas Positives – zu Unrecht: Alltag und tägliche Routine geben unserem Leben Struktur und Halt. Ohne Alltag wüssten wir die Festtage nicht zu schätzen. Beides gehört zum Leben dazu. Auch damals in Bethlehem hatte Weihnachten irgendwann ein Ende. Auch dort kehrten Hirten, Engel und Könige in ihren Alltag zurück – aber die Eindrücke vom Kind in der Krippe begleiteten sie: „Die Hirten kehrten zu ihren Herden zurück und priesen und dankten Gott für das, was sie gehört und gesehen hatten (Lukas 2,20).“ Blicken doch auch Sie noch einmal bewusst zurück und fragen sich: Welche Eindrücke hat Weihnachten bei Ihnen hinterlassen? Wofür sind Sie dankbar?
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