Afghanistan: Diakonie-Experte Riedl hält Abschiebestopp für notwendig
„Die Taliban übernehmen das Land“
Wien/Kabul (epdÖ) – Einen Abschiebestopp nach Afghanistan befürwortet Diakonie-Asylexperte Christoph Riedl. Im Interview mit den Salzburger Nachrichten (Dienstag, 10. August) betont Riedl: „Die Sicherheitslage in Afghanistan ist furchtbar und hat sich zuletzt noch einmal verschärft. Die Taliban übernehmen das Land, in Wirklichkeit tobt bereits ein Bürgerkrieg.“ Menschen, die nach einer Flucht nach Afghanistan zurückkehrten gelten als Verräterinnen und Verräter, man werfe ihnen Verwestlichung, unmoralisches Verhalten oder den Abfall vom Islam vor. Sie und ihre Familien seien Repressalien ausgesetzt. Das führe dazu, dass sie sofort wieder flüchteten: „Wer in Europa war, steht in Afghanistan vor dem Nichts.“ Auch Abschiebungen von straffällig Gewordenen hält Riedl für keine gangbare Lösung. Sie müssten in Österreich verurteilt werden und ihre Strafe absitzen.
Zuletzt war es nach dem Abzug internationaler Truppen aus Afghanistan erneut zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage im Land gekommen. Immer mehr Städte werden von den islamistischen Taliban eingenommen. In der Diskussion ist seitdem wieder von einem Abschiebestopp die Rede. Die österreichische Bundesregierung lehnt das ab. Deutschland und die Niederlande verkündeten hingegen am Mittwoch, 11. August, vorerst von Abschiebungen absehen zu wollen. Laut UNHCR sind 2,5 Millionen Menschen aus Afghanistan auf der Flucht (bei rund 38 Millionen Einwohnern).