Karfreitag: Was war das Ziel der Evangelischen Kirche? Wie wurde 2019 gehandelt?

Nur ein Wermutstropfen, Herr Bischof Bünker?

Für viele ist die medial kolportierte Aussage des 2019 amtierenden Bischofs Michael Bünker, es sei ein „Wermutstropfen“, dass der persönliche Feiertag aus dem bestehenden Urlaubskontingent zu nehmen ist, viel zu mild ausgedrückt. Der Wiener Superintendent Matthias Geist gibt zu bedenken: „Die echten harten Gespräche wurden nicht öffentlich kommuniziert.“ Fakt ist, dass der Bischof mit der Lösung des „persönlichen Feiertags“ NICHT einverstanden ist!

In einem Brief an die Pfarrgemeinden der Evangelischen Kirche schrieb Bischof Bünker ausdrücklich, dass die neue Regelung für ihn eine große Enttäuschung sei. „In einer ersten, sehr eilig entstandenen Stellungnahme habe ich mich bemüht, die positiven Aspekte der geänderten Regierungslinie, die uns eine Feier zur gewohnten Gottesdienstzeit ermöglicht, zu würdigen. Dass dieser unglückliche Versuch als positive Zustimmung zum Gesamtergebnis gedeutet werden konnte, schmerzt mich sehr und tut mir leid.“ Er fügt hinzu: "Von einer Einigung zwischen der Regierung und der Evangelischen Kirche, wie in einigen Medien gefolgert wurde, kann nicht die Rede sein."

Fakt ist außerdem, dass Bischof Bünker auch dafür ist, rechtliche Schritte zu prüfen. Die Debatte um den Karfreitag geht also weiter!

Für welche Lösung hat sich Bischof Michael Bünker stark gemacht?

Das Ziel war: Der Karfreitag als gesetzlicher Feiertag für alle. Denkbar war auch ein zusätzlicher flexibler freier Tag. Beide Varianten wurden seitens der Regierung, aus Rücksicht auf die Wirtschaft, zurückgewiesen. Auch der denkbare Kompromiss, den Karfreitag als Feiertag für alle zu erhalten und dafür den Pfingstmontag zu tauschen, stieß auf Widerstand

Hat der Bischof – gemeinsam mit der gesamten Kirchenleitung – sein Möglichstes getan?

Bischof Michael Bünker hat laufend Gespräche gesucht, sich in zahlreichen Medien, vielen Interviews und Live-Diskussionen für den Karfreitag eingesetzt. Mit der Regierung gab es vorerst entgegen deren Ankündigung keine inhaltlichen Gespräche, nur ein kurzes Treffen am 29. Jänner, bei dem in 15 Minuten 11 Varianten vorgestellt wurden. Weitere Gespräche in größerer Runde wurden angekündigt, zu denen es nie kam.

Am 19. Februar präsentierte die Regierung den „halben Karfreitag“ als Feiertag für alle – nämlich ab
14 Uhr. Am Abend zuvor, also am 18. Februar, wurde Bischof Bünker von diesem Vorhaben telefonisch informiert, d.h. vor vollendete Tatsachen gestellt. Der „halbe Feiertag“ wäre weder im Kirchenleben noch im Berufsalltag praktikabel gewesen, und stieß auf Kritik von allen Seiten (Kirchen, Gewerkschaften, Handel, Tourismus).

Erst am 25. Februar wurde Bischof Bünker gehört: Es gab Gespräche mit den Regierungskoordinatoren und Vertretern anderer Kirchen. Bünker setzte sich dabei – nachdem die Varianten mit dem Feiertag für alle oder dem zusätzlichen freien Tag nicht mehr realisiert werden konnten – für den Karfreitag als Feiertag im Austausch gegen den Pfingstmontag ein, stand jedoch mit seiner Meinung alleine da.
Ohne übliches Begutachtungsverfahren, bei dem wieder die Evangelische Kirche die Möglichkeit zur Stellungnahme gehabt hätte, peitschte die Regierung die Gesetzesvorlage am 27. Februar durch das Parlament. Der Karfreitag ist nun für niemanden mehr ein Feiertag, aber jede*r hat die Möglichkeit, einen „persönlichen Feiertag“ einseitig zu nehmen, allerdings aus dem eigenen Urlaubskontingent. Einen zusätzlichen Urlaubstag gibt es nicht. Die Idee stammt übrigens vom Handelsverband, der diesen Vorschlag schon im Jänner geäußert hatte.

Kurzum: Die Evangelischen haben den Karfreitag verloren. Niemand hat etwas dazugewonnen. Die vom Europäischen Gerichtshof gesehene Diskriminierung ist beseitigt. Dass der „persönliche Feiertag“ ein besonders geschützter Urlaubstag für jede*n ist, ist nur ein schwacher Trost. Bischof Michael Bünker war und ist alles andere als erfreut darüber! So wie wohl alle Evangelischen in Österreich. Sein Möglichstes hat Bischof Bünker getan, um eine andere Lösung herbeizuführen: Er hat Gespräche gesucht, er hat Gespräche geführt, er hat sich für die Evangelischen stark gemacht, er hat kein Pressegespräch gescheut. Ihm ist nichts vorzuwerfen.

Nach Oben