Gott sei Dank
Gott sei Dank feiern wir so viel Gutes in diesen Tagen, Ostern von einem zum anderen, darin das Zuckerfest und alle die persönlichen Freuden auch – inmitten. Es gibt sie! Kommt hiervon ein Licht in unser Denken? „Mit stärkstem Licht“, wusste Kafka, könne man „die Welt auflösen“, die falsch gedachte, die Leben zertrümmert. Gott sei Dank hat Paul Tillich Kant gut gelesen und uns mit seiner Freude über das „Unbedingte“ bereits in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrtausends hinüber gerettet, also eschatologisch urweit katapultiert in das freieste, tiefste Vertrauen als in die Liebe zur Religion, die an den Menschen glaubt. So sei wirklich in allen Menschen „irgendeine Metaphysik zu aller Zeit gewesen und wird auch immer darin bleiben“, hatte Kant erkannt und das den Menschen auf diese Weise Erlösende. Nur in diesem Unbedingten finden unsere Fragen, so meine ich mit Kant und Tillich, ihr letztes, ihr lichtgültiges Zuhause.
Ich finde überdies, wir müssen die Feste feiern, wie sie fallen. Denn Gott sei Dank haben wir in Tagen wie diesen so eine Art freies, unbedingtes Fest, das Drei-Mal-Heilig des Buchstabens K.
Das dritte K gehört Karl Kraus, der ja leicht fatalistisch und unverwundert über die Menschen dachte. „Der Mensch denkt, aber der Nebenmensch lenkt.“ Dass es gesehen wird, ist ein ganz eigener Trost durch wenige Worte. Und wir wissen ja, wie viele Nebenmenschen sich für „Übermenschen“ halten. Was aber nun das eigentliche Leben betrifft, sind wir alle gleich, Netanjahu, Putin, Trump und die Eintagsfliege, die sie und wir alle sind.
Da wir aber etwas gut können, werden wir erkennbar in Eigentlichkeit. Als Menschen, die eine Religion mit allen Religionen leben gegen das gestohlene Brot und die Spiele des Todes, weil sie das ganze Leben wiederfinden im Unbedingten.
Text: Ines Charlotte Knoll, sie ist evangelische Pfarrerin i.R. und lebt in Wien. Erschienen ist die Kolumne in der Wochenzeitung DIE FURCHE (www.furche.at).