Karfreitag: Körtner vermisst ökumenische Solidarität
Bachmair: Demütigung und Desavouierung der Protestanten Wien
Bachmair: Demütigung und Desavouierung der Protestanten
Wien (epdÖ) – Fehlenden Rückhalt aus der Ökumene ortet der evangelische Theologe Ulrich Körtner in der Diskussion um die Abschaffung des Karfreitags als Feiertag. „Dass der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz die gefundene Lösung als ‚erfreulich‘ bezeichnete, klingt wie Hohn“, schreibt der Wiener Professor für Systematische Theologie in einem Gastkommentar für die Tageszeitung „Die Presse“ (Freitag, 1. März). In einer Aussendung in unmittelbarem Anschluss an die Bekanntgabe der Neuregelung durch die Regierungsparteien am Dienstag, 26. Februar, hatte die Bischofskonferenz die Entscheidung „begrüßt“. Wörtlich wurde Generalsekretär Schipka zitiert: „Es ist erfreulich, dass eine Lösung gefunden wurde, die für Evangelische und Altkatholiken akzeptabel ist und ihnen ermöglicht, den Karfreitag als Feiertag in gewohnter Weise zu begehen.“ Auf die folgende Kritik der evangelischen Kirchen und der Altkatholiken an der Lösung folgte von römisch-katholischer Seite keine weitere offizielle Reaktion. Ökumenische Solidarität, so Körtner, sehe anders aus.
Mit Kritik spart der Theologe auch nicht an der österreichischen Bundesregierung, die die jetzige Lösung – ein Urlaubstag kann zum „persönlichen Feiertag“ erklärt werden – ausgearbeitet und mit einfacher Mehrheit im Nationalrat beschlossen hat. „Mit dieser Regierung ist es nicht weit her, jedenfalls nicht, wenn es um Werte geht, auf die sie sich so viel zugutehält“, spielt Körtner auf das christlich-soziale Selbstverständnis der ÖVP und die Betonung des „christlichen Abendlandes“ durch die FPÖ an. Die einzigen Werte, die für die Regierung zählten, seien „die Umsätze im Einzelhandel“.
Den Evangelischen und Altkatholiken bleibe nur noch der Rechtsweg, stellt Körtner abschließend fest: „Die Entscheidung der Regierung hinzunehmen, wäre für die Zukunft des Protestantismus, aber auch für ganz Österreich ein verheerendes Signal.“
Den Gastbeitrag von Ulrich Körtner finden Sie hier: https://diepresse.com
Bachmair: Evangelische „desavouiert und gedemütigt“
„Eine Glaubensgemeinschaft, die in ihrer Geschichte bis weit ins vergangene Jahrhundert nicht wenig Leid erfahren hat, von Regierungsseite her derart zu demütigen und zu desavouieren, ist wohl einmalig in der Zweiten Republik“, schreibt der frühere ORF-Journalist und jetzige Präsident der Vereinigung für Medienkultur Udo Bachmair in einem Kommentar für die Tageszeitung „Der Standard“ (Freitag, 1. März). Die Regierung habe sich mit dem Karfreitagsurteil „wieder einmal“ auf die Seite der Unternehmer geschlagen. Die Vorgehensweise sei „demokratiepolitisch und menschenrechtlich höchst bedenklich“. Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs wäre ein Feiertag für alle die „logischste Konsequenz“ gewesen.
Bachmairs Kritik richtet sich auch explizit gegen Minister Blümel, der von einer vermeintlichen Zustimmung Michael Bünkers zur neuen Regelung sprach. Nun werde Bünker „zum Sündenbock gemacht“ für eine Kritik, die besser an die Regierungskoordinatoren Blümel und Hofer zur richten wäre. „Ein engagierter Kirchenmann wie Bünker verdient das aber beileibe nicht, er hat das Erscheinungsbild der evangelischen Kirche in seiner zwölfjährigen Amtszeit äußerst positiv geprägt“, so Bachmair wörtlich.
Den Gastbeitrag von Udo Bachmair finden Sie hier: https://derstandard.at