ÖRKÖ: Aufruf für ein solidarisches Europa

 
von Evangelischer Pressedienst
Es sei „Aufgabe der Europäischen Union, Regierungen zu sanktionieren, die gegen die Einhaltung demokratischer Grundwerte verstoßen“, heißt es in der Aussendung des ÖRKÖ-Vorstandes. Foto: pxhere
Es sei „Aufgabe der Europäischen Union, Regierungen zu sanktionieren, die gegen die Einhaltung demokratischer Grundwerte verstoßen“, heißt es in der Aussendung des ÖRKÖ-Vorstandes. Foto: pxhere

„EU im Geist der Solidarität, Geschwisterlichkeit und Freiheit mitgestalten“

Wien (epdÖ) – Mit einem Aufruf für ein „solidarisches Europa“ richtet sich der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) anlässlich des österreichischen EU-Ratsvorsitzes 2018 und der bevorstehenden EU-Parlamentswahlen im Jahr 2019 an die Christinnen und Christen. Mit dem Schreiben stützt sich der Vorstand des ÖRKÖ auf die von den Kirchen Europas mitgetragene „Charta Oecumenica“ (2001) sowie auf das „Sozialwort“ der Kirchen Österreichs (2003), in dem es heißt: „Ausgehend von der Weltzuwendung Gottes wissen sich die Kirchen in besonderer Weise an die Seite der Armen und Ausgestoßenen gestellt. Die Kirchen betrachten die Wirklichkeit von Welt und Gesellschaft aus der Perspektive des Evangeliums.“ Mit Berufung auf den evangelisch-reformierten Theologen Karl Barth, der die „christliche Verkündigung im heutigen Europa“ als „freies, unabhängiges Wort“ eingefordert hatte, appelliert der ÖRKÖ an die Christinnen und Christen, „die Europäische Union im Geist der Solidarität, der Geschwisterlichkeit und der Freiheit aktiv mitzugestalten.“

Europa: sozial, schützend, demokratisch, versöhnend

Konkret trete man ein für ein soziales, ein schützendes, ein demokratisches und ein versöhnendes Europa. Soziale Konfliktstoffe bedrohten das Miteinander und stellten eine Belastung für Europas Zukunft dar. Der ÖRKÖ fordert einen Konvent für ein soziales Europa und eine „Europäische Sozialcharta“, um die „Existenz der Menschen zu sichern und Chancengleichheit zu geben“. Europa müsse zudem ein Hafen für Menschen sein, die Schutz vor Verfolgung suchen: „Wir lehnen ein Europa ab, das zur Festung ausgebaut wird.“ Von der Europäischen Union sei zu erwarten, dass sie statt in Maßnahmen, die Menschen ausgrenzen, in die Integration von Menschen investiere.

Gegen den „Ungeist des Nationalismus“

Die Kirchen sprechen sich auch gegen den „Ungeist des Nationalismus“ aus. Mit nationalistischen Entwicklungen gingen der Rückbau demokratischer Errungenschaften und die Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten einher. Es sei „Aufgabe der Europäischen Union, Regierungen zu sanktionieren, die gegen die Einhaltung demokratischer Grundwerte verstoßen“. Unter dem Stichwort der Versöhnung betonen die im ÖRKÖ vertretenen Kirchen ihre Rolle als „Brückenbauerinnen zwischen Konfliktparteien bzw. Nationen, um so die Fundamente Europas zu stärken“.

Europa braucht „zukunftsfähige Ideen“

Da der Kontinent Europa in der Krise sei und „neue zukunftsfähige Ideen und deren Verwirklichung“ benötige, rufen die Kirchen dazu auf, „bei der im kommenden Mai anstehenden Wahlentscheidung die genannten Aspekte mit zu bedenken“.

Der 1958 gegründete ÖRKÖ gilt als gemeinsame Stimme der österreichischen Kirchen und als Forum, in dem gemeinsame Belange der Kirchen thematisiert werden. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Beziehungen der Kirchen zum Staat, Kontakte zu jüdischen Einrichtungen oder Sozialpolitik. Seit 2017 ist der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld Vorsitzender des Ökumenischen Rats.

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