Wiener SuperintendentIn: Die KandidatInnen im Portrait
Nachfolge von Hansjörg-Lein wird am 9. Juni entschieden
Wien (epdÖ) – Am Samstag, 9. Juni, wird in der Evangelischen Kirche A.B. in Wien eine neue Superintendentin oder ein neuer Superintendent gewählt. Amtsinhaber Hansjörg Lein tritt nach 14 Jahren Leitung der Wiener Diözese Ende November in den Ruhestand. Seine potenziellen NachfolgerInnen – drei Frauen und zwei Männer – haben sich den wahlberechtigten Delegierten der Wiener Superintendentialversammlung schriftlich vorgestellt. Der Evangelische Pressedienst für Österreich präsentiert die KandidatInnen in alphabetischer Reihenfolge und skizziert deren Ziele für die Ausgestaltung des Amts der Superintendentin oder des Superintendenten.
Hans-Jürgen Deml (Wien-Neubau/Fünfhaus)
Hans-Jürgen Deml. Foto: epd/M. Uschmann
Hans-Jürgen Deml wurde am 24. September 1959 in Stuttgart geboren und studierte evangelische Theologie in Wien, Erlangen und Heidelberg. Auf ein Lehrvikariat in Wien-Landstraße folgten Jahre als Pfarramtskandidat in Wien-Favoriten (Gnadenkirche) und Purkersdorf. Nach seiner Ordination im Jahr 1991 war Deml bis 2010 Pfarrer in Mistelbach. Seitdem ist er in der Pfarre Wien-Neubau/Fünfhaus tätig und zudem seit 2003 als Senior Stellvertreter von Superintendent Hansjörg Lein.
Die Aufgabe des Superintendenten oder der Superintendentin liegt nach Demls Auffassung darin, die Farben aller Pfarrgemeinden und kirchlichen Einrichtungen „miteinander zum Leuchten zu bringen“. Dazu benötige es „die eigene Spiritualität, das Hinhören auf das jeweilige Gegenüber und außerdem Menschen, die ihre Farben ins Spiel bringen.“ Die Farben signalisierten zudem Vielfalt in der Ökumene, auch Kirchenferne will Deml ins Gespräch bringen. „Wo und wie wir im Namen unseres Gottes für andere tätig werden muss in unseren Diskussionen wichtiger sein als jedes Kreisen um sich selbst.“
Marianne Fliegenschnee (Wien-Floridsdorf)
Marianne Fliegenschnee. Foto: epd/M. Uschmann
Marianne Fliegenschnee, geboren am 8. September 1971 in Wien, studierte evangelische Theologie in Erlangen und Wien, wo sie auch wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kirchengeschichte und christliche Kunst war. Ihr Vikariat absolvierte Fliegenschnee ab 2002 in Tulln, ehe sie 2004 zur Pfarrerin ordiniert wurde. Seit 2004 ist sie Pfarrerin in Wien-Floridsdorf, seit 2012 auf der amtsführenden Stelle.
Für die Wiener Diözese fordert Fliegenschnee: „Wir müssen anfangen, uns in Wien viel mehr als Einheit zu verstehen.“ Ein Superintendent oder eine Superintendentin müsse dazu beitragen, „dass dieser Zusammenhalt verstärkt, gefördert und vorangetrieben wird.“ Wichtige Entscheidungen wie die Frage der Zusammenlegung von Gemeinden müssten entschieden werden, hier wolle Fliegenschnee „begleiten, koordinieren und zu einer Entscheidung führen.“ Das evangelische Wien müsse in der Öffentlichkeit sichtbarer werden, dazu gelte es auch, die neuen Medien zu nutzen und die Stimme für „die armen, unterdrückten und ausgegrenzten Menschen zu erheben“.
Matthias Geist (Gefängnisseelsorge)
Matthias Geist. Foto: epd/M. Uschmann
Matthias Geist wurde am 4. September 1969 in Salzburg geboren. Er studierte Mathematik und evangelische Theologie in Wien, war dort auch als Assistent am Institut für Systematische Theologie tätig. Sein Vikariat absolvierte Geist ab 1997 in Wien-Landstraße, im Jahr 2000 wurde er zum Pfarrer ordiniert. Seit 2001 ist Geist Gefängnisseelsorger in den vier Justizanstalten und zwei Polizeianhaltezentren Wiens.
Als inhaltliche Schwerpunkte in einer möglichen Amtszeit als Superintendent nennt Geist die regionale Zusammenarbeit unter der Formel „weniger ist mehr“ und die Verbindung der Kernpunkte Diakonie, Seelsorge, Glaube sowie Theologie und Bildung. In diesem „Wiener Modell“ will Geist „konstruktiv an einer hoffnungsvollen, lebensbejahenden Botschaft für diese Stadt“ arbeiten. Als Superintendent will er die Verantwortung dafür übernehmen, „dass wir eine der lebenswertesten Städte der Welt verantwortungsvoll mitgestalten“, und „auf Menschen in einer lebendigen, ehrlichen, zeitgemäßen und lebensnahen Weise zugehen“.
Verena Groh (Wien-Donaustadt)
Verena Groh. Foto: epd/M. Uschmann
Verena Groh, geboren am 11. April 1969 in Wels, studierte evangelische Theologie in Wien. Auf das Vikariat in Zell am See folgte ein Jahr als Pfarramtskandidatin in Villach, ehe sie 1999 zur Pfarrerin ordiniert wurde. Bis 2010 war Groh Pfarrerin in der Gemeinde Villach-Stadtpark, seit 2010 ist sie in Wien-Donaustadt tätig, seit 2011 als amtsführende Pfarrerin. Seit 2012 ist Groh zudem als Seniorin Stellvertreterin von Superintendent Hansjörg Lein.
Groh ist es wichtig, „im ständigen Gespräch mit den Gemeinden zu sein über ihre Hoffnungen und Sorgen und sie dabei zu begleiten, da unsere Superintendenz in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen wird.“ Wichtig sei es für die Kirche „mit der Zeit zu gehen und als kritische Beobachterin die Zeichen der Zeit zu deuten und öffentlich Stellung dazu zu nehmen.“ Dies müsse immer mit Blick auf das Evangelium geschehen, welches für sie der oberste Maßstab sei. Wichtig sei es ihr, Menschen an ihrer Seite zu haben, die sie „kritisch begleiten, anleiten und gegebenenfalls auch korrigieren“.
Daniela Schwimbersky (Wien-Ottakring)
Daniela Schwimbersky. Foto: epd/M. Uschmann
Daniela Schwimbersky wurde am 6. Juli 1973 in Wien geboren, wo sie ab 1992 auch evangelische Religionspädagogik und ab 1995 evangelische Theologie studierte. Ihr Vikariat absolvierte Schwimbersky ab 2007 in Wien-Floridsdorf, nach der Ordination im Jahr 2009 übernahm sie eine Pfarrstelle in Wien-Ottakring, seit 2010 ist sie dort amtsführende Pfarrerin.
Als wichtiges Ziel nennt Schwimbersky, „den Menschen die Angst zu nehmen vor dem Fremden, vor dem Zukurzkommen, vor der Einsamkeit.“ Die evangelische Kirche sei zwar klein, müsse sich ihrer Bedeutung aber dennoch bewusst sein. „Aufrecht und frei zu leben hebt den Blick über den Tellerrand hinaus.“ Mit dem Selbstverständnis der Eingebundenheit in ein „weltumspannendes Netz“ von Christinnen und Christen „gehen wir in eine gute Zukunft, gestalten aktiv die Kirche Christi und die Beteiligung in der Stadt.“ Ein starkes Team solle die „Zivilgesellschaft aufmerksam machen, auf das, was Evangelische Kirche zu bieten hat.“ Wichtig sind Schwimbersky dafür auch gute Kontakte zur Ökumene sowie zur Kommunalpolitik.
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