GEKE: Orientierungshilfe zur Reproduktionsmedizin
Neues Buch thematisiert ethische Fragen am Beginn des Lebens
Neues Buch thematisiert ethische Fragen am Beginn des Lebens
Wien/Wittenberg (epdÖ) – Eine neue Orientierungshilfe zu ethischen Fragen der Reproduktionsmedizin hat der Rat der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) am vergangenen Donnerstag, 29. Juni, in Wittenberg präsentiert.
Der Titel der Orientierungshilfe „Bevor ich dich im Mutterleib gebildet habe …“ greift einen Vers aus dem Buch Jeremia auf. Die Bibel bildet dementsprechend einen wichtigen Bezugsrahmen für spezifisch „protestantische theologische und ethische Reflektionen und Argumentationsgrundlagen“ zum Thema Reproduktionsmedizin, wie es in einer Aussendung der GEKE heißt.
Ausgangspunkt des Buches ist die Analyse des gegenwärtigen „medizinischen, sozialen und politischen Kontextes, in dem sich Debatten zur Reproduktionsethik bewegen“. Der Blick fällt dabei auch auf sich verändernde Familienmodelle in einer pluralen Gesellschaft. Daran knüpft die systematische Grundlegung eines Argumentariums an, das unter anderem auf die „Rolle der Bibel für die evangelische Urteilsbildung“, den „moralischen Status des menschlichen Embryos“ und die „Debatte um moderne Konzepte von reproduktiver Autonomie und Kindeswohl“ eingeht.
Konkrete, aktuelle praktisch-ethische Themen wie In-vitro-Fertilisation, Embryonenspende, Leihmutterschaft oder Präimplantationsdiagnostik werden im zweiten Teil der Orientierungshilfe beleuchtet. Die Diskussion dieser Themenbereiche erfolgt immer, so die GEKE, unter Berücksichtigung rechtlicher und politischer Aspekte und setzt diese in Beziehung zu Fragen technischer Machbarkeit.
Die Autoren betonen, mit der Orientierungshilfe keinen Schlussstrich unter die vielfältige Diskussion zur Reproduktionsmedizin setzen zu wollen. So schreiben sie in ihrer Einleitung: „Die Orientierungshilfe setzt nicht voraus, dass zwischen den evangelischen Kirchen ein Konsens zu all den hier behandelten Fragen herrscht. Zu manchen Problemstellungen werden konkrete Lösungen vorgeschlagen, doch im Allgemeinen ist das Ziel, einen ‚Korridor‘ authentischer evangelischer Positionen zu entwerfen.“ Auch Bischof Michael Bünker, Generalsekretär der GEKE, unterstreicht in seinem gemeinsam mit GEKE-Präsident Gottfried Locher verfassten Vorwort, man sei sich bewusst, dass die medizinischen und technologischen Möglichkeiten fortschreiten werden und mit der jüngsten Publikation nicht das letzte Wort gesagt sei.
Die vom Fachkreis Ethik der GEKE im permanenten Austausch mit Fachgruppen wie TheologInnen, SeelsorgerInnen, medizinischem Personal und JuristInnen erarbeitete Orientierungshilfe wurde in den Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch veröffentlicht und ist auf www.cpce-repro-ethics.eu erhältlich.
Zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft haben sich 94 protestantische Kirchen in Europa (und in Südamerika) zusammengeschlossen. Lutherische, reformierte, unierte, methodistische und vorreformatorische Kirchen gewähren einander durch ihre Zustimmung zur Leuenberger Konkordie von 1973 Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Ihren Sitz hat die GEKE in Wien, Generalsekretär ist der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Michael Bünker.