Ökumenischer Rat ruft zur Teilnahme am „Tag des Judentums“ auf
„Tag des Judentums“ am 17. Jänner wird heuer bereits zum 25. Mal begangen
Wien (epdÖ) – Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat alle kirchlichen Gemeinden in Österreich ermutigt, sich am „Tag des Judentums“ (17. Jänner) zu beteiligen. „Einen Tag vor der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) mögen sich die Christen und Christinnen gemeinsam auf ihre jüdische Wurzel besinnen“, heißt es wörtlich in einer am Montag, 8. Jänner, veröffentlichten Erklärung. Die jahrhundertelange Verfolgung der Juden durch Christen mache es notwendig, „dass auf dem Weg der Buße und der Neubesinnung eine Haltung gegenüber den Juden heranreift, die dem Evangelium entspricht“.
Der ÖRKÖ zeigt sich in der Erklärung dankbar und zugleich „voll Freude“, dass der „Tag des Judentums“ mittlerweile in ganz Österreich etabliert sei, „vielfältige Früchte bringt und Anerkennung findet“. Zitiert wird in der Erklärung auch der jüdische Wiener Rabbiner Schlomo Hofmeister mit den Worten: „Der Tag des Judentums ist ein Geschenk!“. Er wird heuer bereits zum 25. Mal begangen.
Paulus im Römerbrief: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“
Der ÖRKÖ ruft zugleich auch jene Erklärung vom 21. Oktober 1999 in Erinnerung, mit der erstmals zum Tag des Judentums aufgerufen wurde. Das Motto des ersten „Tages des Judentums“ gab der Apostel Paulus vor: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“, mahnt er im 11. Kapitel des Römerbriefs. Offensichtlich hätten schon in den ersten christlichen Gemeinden die Tendenz bestanden, sich über das Judentum erhaben zu fühlen. Später hätten die Kirchen die Worte des Paulus vergessen. Anstatt ihre Wurzel, aus der sie leben und die sie trägt, zu pflegen, habe man gemeint, ohne sie auskommen zu können.
„Die theologische Verachtung des Judentums und in Folge die gesellschaftliche Abwertung seiner Gläubigen schuf über Jahrhunderte hinweg jenen Nährboden, auf dem das rassistische Gedankengut des Antisemitismus wachsen konnte“, wird in der Erklärung auch die Schuld der Kirchen bzw. Christinnen und Christen benannt.
Erst seit der Katastrophe der Shoah habe in allen Kirchen ein Umdenken gegenüber dem Judentum begonnen. „Seither werden wir uns der Schuld, die die Kirchen und ihre Vertreter auf sich geladen haben, immer deutlicher bewusst. Wir sind auf dem Weg, den spirituellen und theologischen Reichtum Israels als Fundament unseres eigenen Glaubens neu zu entdecken“, heißt es in der Erklärung von 1999. Ein Beitrag dazu solle auch der „Tag des Judentums“ in den Kirchen sein.