142
Michael Chalupka über den besonderen Wert der Telefonseelsorge
Die meisten Anrufe bei der Telefonseelsorge unter der Nummer 142 erfolgen nicht zu Weihnachten, sondern jetzt in der Urlaubssaison, berichtete dieser Tage Antonia Keßelring, die Leiterin der Telefonseelsorge in Wien. Das überrascht und ist doch leicht erklärbar. Viele Adressaten für Entlastung wie Therapeuten, Ärztinnen oder Selbsthilfegruppen hätten gerade Sommerpause, „die Sorgen der Menschen fahren aber nicht auf Urlaub“.
An die Telefonseelsorge kann man sich telefonisch oder per mail wenden. Und es gibt eine Chat-Funktion. Was all diesen Möglichkeiten gemeinsam ist: Man muss sein Gesicht nicht zeigen. Diesen besonderen Wert der Telefonseelsorge hat die Psychologin und Seelsorgerin Ulrike Glade einmal so beschrieben: „Jeder Mensch möchte sein Gesicht wahren können, sein ‚An-sehen‘ und seine Würde gewahrt wissen, auch wenn er zum Beispiel wegen Erkrankung oder Armut in unwürdigen Bedingungen lebt. Häufig reden wir nicht über unsere Sorgen, über das, was nicht gelingt, weil wir Angst haben, das Gesicht zu verlieren, uns verletzlich zu machen. Ein scheinbares Paradox: Gerade weil man bei einem Anruf bei der Telefonseelsorge sein Gesicht nicht zeigt, kann man es auch nicht verlieren. Das ‚wahre Gesicht‘ zeigen dürfen, ist oft eine unschätzbare Entlastung.“
Das Wichtigste aber: Unter der Nummer 142 ist immer jemand erreichbar, der zuhört, wenn die Seele schmerzt.