Telefonseelsorge macht auf Belastungen in Urlaubszeit aufmerksam
Lang ersehnte Urlaubszeit birgt Tücken, denen es mit Geduld und Umsicht zu begegnen gilt: Erwartungen an sich, oder die anderen oft zu hoch
Linz, 17.07.2023 (KAP) Die TelefonSeelsorge OÖ - Notruf 142 - macht auf Belastungen während der Urlaubszeit aufmerksam. Viele freuten sich in diesen Wochen auf die lang ersehnte Ferienzeit und den Urlaub mit Partner oder Familie. Doch oftmals seien die Erwartungen an sich, oder die anderen schlichtweg zu hoch und erzeugten großen Druck. "Im Urlaub ist man plötzlich 24 Stunden zusammen und die Ablenkung durch Arbeit und Aktivitäten zu Hause fallen weg. Und es kann sein, dass die Unterschiede der Menschen in dieser Zeit besonders sichtbar werden", erklärte Josef Hölzl, Referent bei "Beziehungleben.at" und bei der Männerberatung der Diözese Linz bei einer Pressekonferenz am Montag in Linz.
So gebe es einige "Fallen" in der Urlaubszeit, etwa alles "hineinzupacken", was sich im Jahr nicht ausgeht, oder als Paar die Erwartung zu haben, dass romantische Gefühle plötzlich wieder hochkommen würden. "Es ist illusorisch, zu glauben, dass schöne Ferien den verpassten Rest des Jahres kompensieren. Realistische Erwartungen erleichtern den Umgang mit Enttäuschungen oder unerfüllten Bedürfnissen", betonte Hölzl. Oft seien es Kleinigkeiten, wie die vergessene Hautcreme oder das Lieblingsspielzeug, die Unmut hervorrufen. Die Vorbereitung und Anreise würden Zeit und Umsicht brauchen. Hölzl rät dazu, den Urlaub gemeinsam zu planen - "mit viel Toleranz und Offenheit den Bedürfnissen des anderen gegenüber im Reisekoffer". Denn das, was einem selbst wichtig sei oder Spaß mache, sollte nicht zum Maßstab aller Dinge erhoben werden, so der Experte.
Wenn Meinungen aufeinanderprallen und man sich unverstanden fühle, würden Missverständnisse auftreten, sagte Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der TelefonSeelsorge OÖ. Um dies zu vermeiden, wolle sie appellieren, "warmherzig, interessiert und wertfrei zu kommunizieren". Dem Gegenüber mit Wohlwollen zu begegnen, gehöre zu einer guten Gesprächsbasis wie Offenheit und Respekt zu zeigen und zu gemachten Aussagen und getroffenen Vereinbarungen zu stehen, so die Referentin.
Zudem sollte der Fokus in den Sommerferien auf positive Aktivitäten und gemeinsame Erlebnisse gelegt werden. "Planen Sie jeden Tag etwas ein, auf das Sie und Ihre Kinder sich freuen können - etwas, das den Alltag unterbricht und die Stimmung steigert." Allerdings warnte Lanzerstorfer-Holzner Eltern davor, zum "Alleinunterhalter" ihrer Kinder zu werden: "Es ist nicht nötig, rund um die Uhr alles gemeinsam zu unternehmen. Langeweile ist sinnvoll und kann kreative Prozesse anstoßen."
Mit sich selbst geduldig zu sein und herauszufinden, was einem guttue, könne nicht nur zur eigenen Gelassenheit beitragen, sondern sich auch auf das Wohlbefinden der Kinder auswirken. Gerade in schwierigen Situationen sei "Zuhören die Grundlage für jedes konstruktive Gespräch", betonte Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ. Grundlage sei die Bereitschaft, den anderen verstehen zu wollen und ihm mit einer offenen und interessierten Haltung zu begegnen.
"Richtig zuhören heißt, auch das zu hören, was man nicht so gerne hören mag. Wirkliches Zuhören ist eines der größten Geschenke, das wir jemandem machen können", so Breitwieser.
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Die TelefonSeelsorge Österreich – Notruf 142 ist eine österreichweite Organisation mit neun TelefonSeelsorge-Stellen. Träger sind die römisch-katholischen und evangelischen Kirchen. Die TelefonSeelsorge ist unter der Notrufnummer 142 Tag und Nacht erreichbar. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht. Die Anrufe scheinen nicht in der Telefonrechnung auf.