Die Bischöfin
Michael Chalupka über Hören und Gehörtwerden
Ab heute gibt es eine Bischöfin in Österreich. Die Altkatholische Kirche hat Maria Kubin zu ihrer Bischöfin gewählt, und sie wird heute in der Evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Wien-Gumpendorf geweiht. Die Altkatholische Kirche versteht sich als Fortsetzung der römisch-katholischen Kirche vor der Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70).
Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb über das Bischofsamt: „Echte geistliche Autorität gibt es nur, wo der Dienst des Hörens, Helfens, Tragens und Verkündigens erfüllt wird.“ Es gehe nicht um Personenkult oder besondere Eigenschaften, die eine Person auszeichnen würden. Aus heutiger Sicht können wir ergänzen, es geht auch nicht um das Geschlecht.
Es geht ums Hören zuerst. Dann ums Helfen, denn helfen kann man nur, wenn man zuerst zugehört hat, was denn der oder die andere an Hilfe benötigt. Dann geht es ums Tragen, ums Mittragen von vielem, was sich ändern muss und wohl auch ums Ertragen von vielem, was sich nicht ändern lässt. Und zu guter Letzt oder als Höhepunkt erwähnt Bonhoeffer die Verkündigung, die gute Botschaft von Jesus Christus aller Welt zu Gehör zu bringen als bischöfliche Aufgabe.
Zu all dem wird die neue Bischöfin der Altkatholischen Kirche in Österreich heute berufen. Und sie möge gehört werden in ihrer Kirche, die sie gewählt hat, und auch darüber hinaus.