Evangelische Pauluskirche „schließt die Lücke“
Ab Mai: Sonntags-Gottesdienst ausschließlich um 17 Uhr
„Hätten wir Glocken in unserer evangelischen Pauluskirche, würden unsere Nachbarinnen und Nachbarn sich ab Mai bestimmt fragen, ob sie sich verhört haben“, sagt Elke Petri, Pfarrerin der evangelischen Pauluskirche in Wien-Landstraße. Ohne Turm und Glocken wird der Unterschied am Sonntag allein augenscheinlich sein: Statt dass sich die Evangelischen um 10 Uhr vor der Kirche am Sebastianplatz tummeln, wird der Kirchenvorplatz erst ab 16 Uhr belebt werden. Denn die Pauluskirche stellt um: Keine Gottesdienste am Sonntag mehr um 10 Uhr. Nur noch um 17 Uhr. Mit gemütlichem Vorprogramm, um das Wochenende ausklingen zu lassen. Ab Mai startet das neue Konzept.
„Bei Hausbesuchen meiner Konfi-Familien und Gesprächen mit unseren Gemeindemitgliedern ist deutlich geworden: Viele haben ein Lieblings-Platzerl außerhalb Wiens, das sie am Wochenende besuchen. Da ist 10 Uhr als Gottesdienstzeit für sie ungünstig. Außerdem gibt es in Wien keine Gemeinde, die verlässlich jeden Sonntag Abendgottesdienste anbietet. Diese Lücke wollten wir schließen“, erklärt Pfarrerin Petri.
Die Pfarrerin ist sich mit ihrem Entscheidungsteam, dem Presbyterium, im Klaren darüber, dass dies nicht jedes Gemeindemitglied erfreuen wird. „Eine Umstellung alter Gewohnheiten ist nicht für alle leicht. Und es wird die Lärchen und Morgenmenschen geben, die sich über den Abendgottesdienst ärgern. – Aber für Familien ist es gewiss das Richtige. Und ich bin mir sicher, dass auch die Lärchen ihre Freude an dem neuen Konzept finden werden.“
Vor dem Gottesdienst wird es ab 16 Uhr Kaffee und ein Sing Along geben. Die Menschen können sich in die Musik des Gottesdienstes einhören und einsingen. Um 17 Uhr wird der Gottesdienst pünktlich beginnen, damit Abendrituale von Kleinkindern nicht torpediert werden. Auch hochbetagte Besucherinnen und Besucher sind im Blick. „Wir denken über Fahrtendienst, besonders in der dunklen Jahreszeit, nach.“ Außerdem hofft das Team der Pauluskirche, dass es nach dem Gottesdienst gesellig weitergeht - bei Bier, Wein und Limo und im Winter bei Punsch. "Vielleicht kann auch mal ein Tanzkurs am Abend oder eine Weinverkostung stattfinden."
Die Form des Sonntagsgottesdienste bleibt die bewährte: „Für das abendliche Format passt die schlichte, moderne Liturgie, die wir in den vergangenen Jahren erprobt haben, besonders gut“, sagt Pfarrerin Petri. „Wer aber die entfaltete Liturgie schätzt und ein Morgenmensch ist, wird in Wien vielerorts fündig werden. So sind die Glaubenskirche im 11. und Lutherische Stadtkirche im 1. Bezirk von uns aus gut zu erreichen. – Als Evangelische Kirche A.B. in Wien sind wir zwar eine kleine Gemeinschaft von knapp 3 Prozent der Bevölkerung, aber wir haben 21 Pfarrgemeinden und ein vielfältiges Angebot. Da müsste für jeden und jede etwas dabei sein. – Jetzt auch für Menschen, die das Wochenende gerne am Sonntag mit einem Gottesdienst und in gemütlicher Gemeinschaft mit anderen ausklingen lassen möchten.“
Statement von Superintendent Matthias Geist
"Ich finde das neue Format persönlich und in der Verantwortung für unsere Diözese als wichtigen Schritt der Profilbildung", sagt Superintendent Matthias Geist zu den neuen Gottesdienstzeiten. "Die Pauluskirche ist mutig und hat eine angemessene Art gefunden, mit den vielfältigen Bedürfnissen im "Evangelischen Wien" umzugehen. Ich hoffe, dass sich diese Besonderheit in der Pauluskirche rasch herumspricht und viele Menschen auf diese Gemeinschaft aufmerksam werden. - Das neue Angebot ist in jedem Fall ein Zeichen unserer evangelischen Offenheit für die unterschiedlichen urbanen Lebenswelten und geht nicht nur von der Bewahrung von Tradition aus. So öffnet sich meines Erachtens auch der Blick auf Region und vielleicht sogar auf die ökumenische Gemeinschaft ganz neu. Ich danke den Verantwortlichen in der Pauluskirche für diesen innovativen Schritt herzlich!"