Geburtsstunde der Vertreibung

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über ein wichtiges Gedenken zum Karfreitag

Eltern von ihren Kindern zu trennen, Menschen in Massen zu deportieren, aufgrund ihrer Religion, Sprache oder Herkunft zu vertreiben – all das sind Kriegsverbrechen, die gerade heute begangen werden.

Die Geburtsstunde der Deportationen, Vertreibungen und des grausamen Zerreißens von Familien liegt, so schreibt der Historiker Stephan Steiner, in der Vertreibung der Protestanten aus Österreich durch die Habsburger Herrschaft der Gegenreformation.

„Die Massendeportation“, schreibt er, „wird zur Ultima Ratio eines Zeitalters, das mit der Todesstrafe weniger schnell zur Hand ist als mit der Verbannung, das den Leib weniger zu demütigen bereit ist als das Leben.“

Hunderttausende wurden vertrieben oder zur Konversion gezwungen. Eltern wurden ohne ihre Kinder deportiert. Später berichten Untergrund-Protestanten aus Kärnten, dass die zurückbehaltenen Kinder „wie das Wild im Walde herum lauffen“ würden. Niemand nehme sich ihrer an.

Bis heute gibt es kein Denkmal der Republik Österreich, das an diesen Teil unserer Geschichte erinnern würde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde den Evangelischen der Karfreitag als Feiertag gegeben, auch als Erinnerung an die Gräuel der Verfolgung. Seit 2019 gibt es diesen staatlichen Feiertag nicht mehr. In den evangelischen Kirchen wird weiter des Leidens Christi für die Welt gedacht. Die Republik aber hat sich eines Teils ihrer Geschichte entledigt.

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