Geburtstagsfest für die Leuenberger Konkordie im ASH Forum
Mario Fischer: „Wir feiern nicht 50 Jahre Ehevertrag, wir feiern Goldene Hochzeit“
Wien (epdÖ) – „Happy Birthday Leuenberger Konkordie“ hieß es am Dienstag, 28. März, im Albert Schweitzer Haus – Forum der Zivilgesellschaft. Das Dokument, das vor 50 Jahren Kirchengemeinschaft zwischen reformierten, lutherischen und unierten Kirchen ermöglichte – und inzwischen auch etwa mit methodistischen – wurde dabei gebührend gefeiert.
„Wir holen bei unseren Geburtstagsfesten geladene Gäste an einen Tisch, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven kurzweilige Toasts auf die Jubilar*innen halten. Und es gibt natürlich eine Geburtstagstorte“, erklärt Johannes M. Modeß, Teamleiter des ASH Forums, das Format der Geburtstagsfeste.
Weil die Leuenberger Konkordie nicht verschweige, was den einzelnen Konfessionen in der Geschichte „sauer aufgestoßen“ sei, „war die Basis der Geburtstagstorte diesmal ein Zitronenkuchen, jedoch von Schokolade überzogen – schließlich werden die ehemaligen Lehrverurteilungen in der Konkordie als nicht mehr relevant überwunden“. Weil sich in kirchlichen Konsensdokumenten zwischen den Zeilen mitunter auch etwas anderes finde, war im Teig der Torte auch Unterschiedliches versteckt, von Smarties bis Rosinen. Der Geburtstagskuchen kam zudem in Gestalt eines Kreuzes einher, „ein Verweis auf das Evangelium, das in der Leuenberger Konkordie als gemeinsame Basis der verschiedenen Kirchen die Einheit stiftet“, erzählt Modeß.
Der erste Toast kam von Esther Handschin, methodistische Pastorin in Wien-Floridsdorf. Sie skizzierte die innerevangelischen Konfessionsstreitigkeiten in Wien Ende des 19. Jahrhunderts und machte deutlich, warum die Leuenberger Konkordie notwendig war. Thomas Hennefeld, Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, sprach angesichts des heute irritierenden Abschlussfotos der Konferenz auf dem Leuenberg 1973 – auf ihm sind nur Männer zu sehen – davon, dass die ‚alten weißen Männer‘ sich durchaus als ‚alte weise Männer‘ herausgestellt hätten. Hennefeld betonte als besondere Leistung der Leuenberger Konkordie, dass diese den „Minoritätskirchen“ Entscheidungsfreiheit eingeräumt habe. Daran sei immer wieder zu erinnern, auch die innerevangelische Ökumene sei daran zu messen.
Von lutherischer Seite machte sich Eva Harasta, Theologische Referentin von Bischof Michael Chalupka, auf eine Spurensuche: Was ist im Jahr 1973, dem Jahr der Konkordie, noch so geschehen? Sie kam auf den Nobelpreis für Konrad Lorenz und wandte eine Idee von dessen Schüler Antal Festetics in kreativer Weise auf die Ökumene an. Auch diese brauche, wie manche Tiere, „halbwilde Zustände“, die in der Leuenberger Konkordie auch festgeschrieben worden seien.
Die Leuenberger Konkordie ist die theologische Basis für die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), die ihren Sitz in Wien hat. Ihr Generalsekretär, Mario Fischer, beschloss das Geburtstagsfest im ASH-Forum mit einem mutmachenden Toast. In vielen Anekdoten und Einblicken in die Zusammenarbeit der europäischen Kirchen heute unterstrich Fischer, dass die GEKE viel mehr sei, als die Väter der Konkordie 1973 erwarten konnten. Aus den Gedanken systematischer Theologen sei eine europaweite Kirchengemeinschaft geworden. „Wir feiern heute nicht 50 Jahre Ehevertrag, sondern Goldene Hochzeit. Wir feiern die Beziehung der Kirchen zueinander“, schloss Fischer launig.