Posaunenklang und Engelshorn
Michael Chalupka über das Spiel der „All-Wetter-Orgeln“ zur Ehre Gottes
Die versammelten Posaunenchöre der evangelischen Gemeinden in Österreich feierten am Sonntag miteinander Gottesdienst in der Lutherkirche in Wien Währing. Es wurde laut zur höheren Ehre Gottes. Die Übung, Posaunen im Gottesdienst zu blasen, geht auf die rituelle Verwendung des Widderhorns, des Schofars, das auch Hallposaune genannt wird, bei Festen des Judentums zurück.
In der Tradition der Evangelischen Kirche spielen Posaunenchöre in der Erweckungsbewegung des Pietismus eine große Rolle. Sie wurden auch All-Wetter-Orgeln genannt, da sie sich am besten eigneten, auf Marktplätzen die Verkündigung musikalisch erstrahlen zu lassen.
Vor dem Gottesdienst konnte ich mich schon mit einem Posaunisten unterhalten. Als ich gemeint habe, dass ich mich als Freund der Blasmusik schon sehr darauf freue, ihn und die anderen Bläserinnen und Bläser zu hören, meinte er: Wenn ich zu genau zuhöre, dann werde ich wohl auch den einen oder anderen Missklang heraushören, sie seien mit viel Begeisterung dabei, aber die Zeit zum gemeinsamen Üben fehle.
Nun freute ich mich noch mehr darauf. Denn erst am jüngsten Tag werden die Posaunen von Engeln gespielt werden, dann wohl fehlerfrei und himmlisch. Noch aber ist es nicht so weit. In den Klängen der Posaunen wird trotzdem die Gegenwart Gottes zu hören sein. Die Gegenwart Gottes auf Erden lässt sich auch durch so manchen falschen Ton, den wir Menschen ihr beimengen, nicht beirren.