Europäische Toleranzgespräche Fresach heuer zum Thema Wachstum

 
von Evangelischer Pressedienst

Sauer: „Es geht um ein Wachstum an Menschlichkeit“

Klagenfurt (epdÖ) – Unter dem Titel „WACHSTUM am Ende – was jetzt?“ sind heuer rund 35 Expert*innen, Wissenschafter*innen und Ökonom*innen sowie deren Publikum im Kärntner Bergdorf Fresach aufgerufen, über den Sinn des Wachstums und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu diskutieren. Das Programm der Europäischen Toleranzgespräche vom 24. bis 27. Mai 2023 hat am Dienstag, 28. Februar, das veranstaltende Kuratorium des Denk.Raum.Fresach (DRF) im Spiegelsaal der Landesregierung in Klagenfurt präsentiert.

Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen Deutschlands (EKD), Nikolaus Schneider, stellt sich vor der Eröffnung am 24. Mai im Bambergsaal Villach den Fragen von ORF-Journalistin Renata Schmidtkunz. Die Eröffnungsrede in Fresach (25. Mai, 9 Uhr) hält die bekannte österreichische Autorin und Dramatikerin Marlene Streeruwitz. Weiters haben bislang der frühere Bischof Michael Bünker, der katholische Theologe Paul Zulehner, die Klimaaktivistin Lena Schilling sowie der Gemeinwohlexperte Christian Felber zugesagt.

Im Rahmen der Pressekonferenz formulierte der DRF-Obmann, Superintendent Manfred Sauer von der Diözese Kärnten und Osttirol, angesichts des „Wachstumsstillstands“ in der Corona-Pandemie eine der zentralen Fragen der Toleranzgespräche: „Sind wir mit dieser aggressiven Wachstums- und Beschleunigungspolitik an ein Ende gekommen – im Kontext von Klimawandel und Schöpfungsverantwortung?“ In diesem Kontext gehe es auch um die Fragen nach Gerechtigkeit, Solidarität und Wachstum auf Kosten anderer Länder: „Wo ist Wachstum zerstörerisch, wo ist ein Umdenken nötig?“ Dazu sei man gefordert, das eigene Tun und Handeln kritisch zu reflektieren. „Aus theologischer Sicht geht es um inneres Wachstum an Menschlichkeit“, so Sauer.

„Wachstum ist immer im Spiegel der Leistung für den Nächsten zu sehen“, betonte Pfarrerin Astrid Körner, Konrektorin der Diakonie de La Tour Kärnten. Dabei hob sie den nötigen Blick auf Schöpfungsverantwortung und Klimagerechtigkeit hervor, denn „Nachhaltigkeit ist ein zutiefst soziales Anliegen.“

Der Präsident des Club of Rome Austria und der Toleranzgespräche, Hannes Swoboda, pochte bei der Programmpräsentation auf den unumstößlichen Grundsatz, dass Wachstum nur dann nachhaltig und gesund sein kann, wenn die Früchte daraus auch allen zugute kommen. Friede und Wohlstand seien in Europa, aber auch weltweit nur dann möglich, wenn die Ressourcen gerecht und fair verteilt werden.

Landtagspräsident Reinhart Rohr ebenso wie die Vizebürgermeisterin der Stadt Villach, Gerda Sandriesser, betonten in der Pressekonferenz den Aufklärungs- und Weiterbildungsgedanken der Toleranzgespräche. In Villach und Fresach würden große Themen verständlich und nachvollziehbar angesprochen, ohne gleich Schuldzuweisungen auszusprechen. Zukunftsorientierte Veränderungen seien nur dann möglich, wenn bei allen Beteiligten Klarheit und Einvernehmen über die Begrifflichkeiten und die bestehende Notwendigkeit zur Transformation bestehen.

Bei den 9. Europäischen Toleranzgesprächen sollen nicht nur die Grenzen des Wachstums aufgezeigt werden, sondern auch mögliche Wege, diese zu überwinden. Dafür werden verbesserte Lebensbedingungen für Mensch und Umwelt – nicht nur in Europa, sondern weltweit – als Ziel gesehen.

Die Toleranzgespräche finden in der Pfingstwoche statt und beginnen mit dem Ethikforum in Villach (24. Mai). Weitere Highlights sind das Europaforum und die Verleihung des Europäischen Toleranzpreises in Fresach (25. Mai) sowie das Wirtschaftsforum und der Poetry Slam (26. Mai). Den Abschluss bildet ein Toleranzfrühstück am Samstag, 27. Mai. Zum Thema WACHSTUM gibt es auch eine Sonderausstellung im Evangelischen Museum.

Weitere Informationen unter http://www.fresach.org.

BU:
Einen kritischen Blick auf das Wachstum werfen die diesjährigen Europäischen Toleranzgespräche in Fresach. Im Bild Superintendent Manfred Sauer bei der Präsentation des Programms in Klagenfurt. (Foto: Mike Kampitsch)

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