Asche
Maria Katharina Moser über ein Zeichen für Trauer, Buße und Umkehr
Eine kleine Zeitenwende liegt vor uns. Bis Dienstag herrscht noch fröhliches Treiben. Dann kommt der Aschermittwoch, und die Fastenzeit bzw. Passionszeit (wie wir Evangelischen sagen) beginnt.
„Aschermittwoch“ kommt von Asche und geht auf den Ascheritus zurück. Den Gläubigen wird ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet, begleitet von den Worten „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. Dieser Ritus wird heute vor allem in der katholischen Kirche gefeiert, in evangelischen Gottesdiensten am Aschermittwoch ist er kaum üblich. Das, wofür die Asche als Symbol steht, ist freilich auch für Evangelische bedeutsam. Ja, ich glaube, sogar für Menschen, die sich nicht zum Christentum bekennen.
In der Bibel ist Asche ein Zeichen für Vergänglichkeit, für Leid und Trauer, aber auch für Buße und Umkehr. Seine Kleider zu zerreißen und mit Asche zu bestreuen oder Asche auf sein Haupt zu streuen ist ein Trauer- und Bußritual, von dem die Bibel öfters berichtet. Es lebt heute weiter in Redewendungen wie „in Sack und Asche gehen“ oder „Asche auf mein Haupt“. In Psalm 102 heißt es: „Denn ich esse Asche wie Brot und mische meinen Trank mit Tränen.“ Asche zu essen ist ein Ausdruck größter Trauer. Und zu Asche gemacht zu werden ein Bild für völlige Vernichtung.
Das lässt mich denken an die Menschen, deren Häuser in Schutt und Asche liegen. Nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien. Nach Bombenangriffen im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Krieg und Naturkatastrophen sind Zeitenwenden im Leben der Menschen in diesen Regionen. Zeitenwenden, die sich an keinen Kalender halten. Die plötzlich über die Menschen hereinbrechen.
Und trotzdem – oder gerade deswegen ist mir der Kalender des Kirchenjahres wichtig: Das Kirchenjahr sorgt dafür, dass alles, was zum Leben dazu gehört, seinen Platz und die gebührende Aufmerksamkeit bekommt – nicht nur das ausgelassene Feiern, sondern auch Vergänglichkeit, Leiden und Trauer. Und die Erinnerung an die Menschen, die leiden und trauern.
Ich möchte die kleine Zeitwende vom Fasching zur Fastenzeit heuer zum Anlass nehmen, an die Menschen zu denken, deren Leben in Schutt und Asche liegt. Mich mit ihnen solidarisch zu zeigen im Gebet und durch Spenden. Spenden ist eine Möglichkeit, über die Distanz zwischen Österreich und der Ukraine bzw. Syrien und der Türkei hinweg dem Aufruf des Propheten Jesaja zum rechten Fasten zu folgen: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!“