Weltmission: Golda und Stroh besuchen EAWM-Projekte

Tagebuch einer Ghana-Reise

 
von Martina Schomaker
Team des Wasserprojektes in Yendi mit Rev. Dr. S Sule Saa und Dan Kolbilla
Team des Wasserprojektes in Yendi mit Rev. Dr. S Sule Saa und Dan Kolbilla

Tagebuch einer Ghana-Reise - der Text ist der Herbstausgabe des EAWM-Magazins "Die Brücke" entnommen:

Manfred Golda und Moritz Stroh begaben sich von 14.08. – 29.08.2018 im Auftrag des Evangelischen Arbeitskreis für Weltmission (EAWM) auf eine offizielle Dienstreise nach Ghana. Ziel dieser Reise war es, die Kirchenleitung der Presbyterian Church of Ghana (PCG) und die Projektpartner zu besuchen, Kontakte zu intensivieren und die Projekte zu evaluieren.

Die Vorbereitungen der Reise verliefen problemlos: Einladungsschreiben zur Visabeantragung waren erstellt, „offizielle Visa“ erteilt,  Flüge gebucht, tropenmedizinische Gespräche geführt. Ebenso fanden im Vorfeld intensive Gespräche zu den Themenbereichen einer effektiven Evaluierung von Projekten im Vorstand des EAWM statt. Äußerlich und innerlich gut gerüstet ging es am Abend des 14.08. in einer 15 stündigen Flugreise von Wien über Dubai nach Accra.

Der erste Tag vor Ort diente der Erholung und des Ankommens.

Am zweiten Tag finden erste Arbeitsgespräche mit der Kirchenleitung der PCG in den Räumlichkeiten des neuen Bürogebäudes der PCG in „Kuku Hill/ Osu“ statt.

Erste Gesprächspartner sind Herr Alexander de-Groft Hanson und Pfr. Rafael Dreyer. Erstgenannter leitet die Finanzabteilung der PCG und erklärt uns die Wichtigkeit, dass Gelder aus Übersee für Projekte im Kontext der PCG in  Ghana auch in seiner Abteilung bekannt sind. Zweitgenannter ist Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Accra und in der Kirchenleitung zuständig für die Begleitung der deutschsprachigen Volontäre.

Im Büro des Clerk of the General Assembly of the Presbyterian Church of Ghana werden wir auf das herzlichste von Rev. Dr. Samuel Ayete Nyampong und Rev. Nii Armah Ashittey, Leiter der Abteilung für „Ecumenical and Social Affairs“ begrüßt und empfangen.

Nach kurzem Gebet und Vorstellung überbringen wir herzliche Grüße der Kirchenleitung aus Wien und besprechen in groben Züge die Eckpfeiler der Reise: Kennenlernen des neuen Pfarrers für den nächsten Turnus in Wien (Rev. Stanley Lawer), Teilnahme und Grußwort bei der General Assembly in Akropong, Besuch in Abokobi, gut vorbereitete Gespräche und Besichtigungen  im Projekt Adumasa Link und in Tamale Gespräche mit VertreterInnen des Northern Presbytery, allen voran Rev. Dr. Solomon Sule Saa. Wir vereinbaren ein Abschlussgespräch in Accra für 28.8., bevor wir wieder nach Wien fliegen.

Überraschenderweise ist gleichzeitig mit uns eine Delegation der pensionierten PfarrerInnen der PCG im Haus der Kirchenleitung. Hier nehmen wir einen ersten herzlichen Dank für die jahrelange Unterstützung der Weiterbildungsarbeit für die pensionierten PfarrerInnen, deren EhepartnerInnen  und Theologinnen entgegen. Die jährlichen Zuwendungen aus Mitteln des „Vereins Evangelischer Pfarrer und Pfarrerinnen in Österreich“ (VEPPÖ) ermöglichen diese Fortbildung im Tagungscampus der Frauenarbeit der PCG in Abokobi. Jeweils im September treffen sich ca. 60 Personen zu theologischen und medizinischen Themen des älteren Menschen.

Die freitägliche Fahrt nach Akropong verläuft problemlos. Gewöhnungsbedürftig sind zunächst noch ghanaische Straßenverhältnisse. Die Bodenschwellen sind seit dem letzten Besuch nicht weniger geworden und charmantes Einfädeln gelang ohne Blechschaden. Wir machen einen Halt in Abokobi, um mit der dortigen Leitung (Pfr.in Artishia Svanikier und Frau Joyce Agbenorku) über die Seminare der pensionierten PfarrerInnen  und Theologinnen zu sprechen. Wichtig war uns, dass die Jahresberichte früher bei uns ankommen.

Die General Assembly tagt diesmal nicht in Abetifi, sondern in Akropong von 17.8. – 23.08.2018 zum Thema aus Mt. 28,19: „Go and make disciples of all nations“, um der ersten (damals noch) Synode der PCG in Akropong vor hundert Jahren zu gedenken. Es folgt ein herzliches Wiedersehen mit jenen Menschen, die wir gut kennen: Rose Abbey, Samuel Odjelua, Solomon Sule-Saa, Timothy Annoh.

Nun erleben wir wieder die Vielfalt ghanaischer Gottesdienste: Gesänge, Gebete, Predigten und waTanzen. Allesfröhlich und beschwingt. Parole Durchhalten und anstecken lassen ist die Devise!

Wir sind neben vielen anderen ökumenische Gäste und ergreifen die Chance zum Grußwort im Eröffnungsgottesdienst: Kurze (!) Geschichte der Partnerschaft mit Evangelischer Kirche und EAWM in Österreich und aktuelle Gestaltung der Partnerschaft mit Pfarrer/in aus Ghana in Österreich, Projekt Adumasa Link (Finanzierung/Volontäre) und Studienreisen nach Ghana.

Studierende der „School of Performing Arts“ der University of Ghana, Legon, bringen ein Stück zur Aufführung, das die Geschichte der ersten Missionare aus Basel aufzeigt.

Nicht vergessen sollen und dürfen wir die Situation in Kamerun: Die Zeichen stehen vermehrt auf  willkürliche Gewaltanwendung und bürgerkriegsähnliche Szenarien. Hier sind unsere Gebete und Solidarität für Frieden ohne Gewalt dringendst erbeten. Dies erklärte uns eindringlich der Dekan des theologischen College in Kumba, Kamerun, Pfr. Dr. Mbengu David Nyiawung.

Nach dem sonntäglichen Gottesdienst erwartet uns schon Fahrer mit Auto für die Weiterreise nach Kumasi. Nach zügiger Fahrt erreichen wir in ca. 4 Stunden Kumasi und sind in Gästehaus des Projektes Adumasa Link bestens aufgehoben. Prince und Agnes Appiah-Fei lassen es uns an Nichts fehlen.

Für jede unserer Anliegen und Fragen nimmt sich Prince Zeit und es entsteht folgendes Bild des Projektes Adumasa Link:

Das Projekt selbst begann mit Schulbauten, dann Aufgaben im Bereich Bildung in den Dörfern Adumasa, Bedaase und Chiransa. Neben Trinkwasserversorgung ging es in den letzten Jahren um die Themen Bildung und Landwirtschaft. Die britische Gründergeneration des Projektes hat sich aus Altersgründen zurückgezogen, der EAWM ist in  Zusammenarbeit mit Freundeskreisen aus dem Burgenland (Pfr. i.R. G.C. Fliegenschnee) eingesprungen und schließt die entstandene Finanzlücke bis 2019. Bis dahin sind neue Ideen und Überlegungen gefragt, die in Kumasi und auch in der Kirchenleitung in Accra gesehen und besprochen werden.

Finanzielle Mittel aus Österreich haben es ermöglicht, dass eine kleine „Gari-Mühle“ ihren Betrieb aufgenommen hat. Kassava wird im Umfeld von Bedaase von Bäuerinnen abgekauft, mittels motorisiertem Dreirad zur Mühle gebracht, dort geschält, gewaschen, zerkleinert, fermentiert und in 30kg Säcken als „Gari-Mehl“ abgepackt. Dieses Mehl wird in 500g/ 1kg Säcken vor der Ramseyer Church in Kumasi erfolgreich verkauft. Der Antrag auf Zulassung als eigenes Gewerbe ist eingebracht. Wenn dieser Vorgang abgeschossen ist, kann das Gari kommerziell verkauft werden.

In Adumasa selbst befindet sich das Guesthouse, am Nachbargrundstück entsteht eine Kirche der PCG. Auf dem Grundstück des Guesthouse sind Fundamente für ein weiteres „Youth Hostel“ gelegt, finanziert durch die Gruppe jener Engländern, die das Projekt Adumasa Link vor vielen Jahren aus der Taufe gehoben haben.

Die Trinitatiskollekte des Jahres 2018 aus Österreich ermöglicht hier den weiteren Ausbau des Erdgeschosses.

Ziel wäre hier eine Kombination des Projektes „Gari Processing“ und „Youth Hostel“ unter einem kommerziellen und administrativem Dach, um das Projekt Adumasa Link auch finanziell auf unabhängige Beine zu stellen. Die Gelder aus Österreich sind bis 2019 gesichert, dann müssen sich die Dinge neu entwickeln.

In Gesprächen mit allen Board Mitgliedern des Projektes Adumasa Link und dem langjährigen Leiter, Prince Appiah - Fei wurde deutlich und klar, dass hier die PCG dieses Projekt auf allen Ebenen als PCG Projekt anerkennen muss und es sozusagen von „einer lokalen Ebene zu einer gesamtkirchlichen Angelegenheit“ wird. Die Kirchenleitung aus Accra plant einen offiziellen Besuch des Projektes im Herbst 2018.

Der Vorsitzende des Board von Adumasa Link und der Obmann des EAWM hatten die ehrenvolle Aufgabe, einen gekauften Klein-LKW seiner Bestimmung zu übergeben: Dieses Fahrzeug ermöglicht den Transport der 30kg Gari-Säcke aus der Mühle in Bedaase nach Kumasi zur Abfüllanlage in kleine Verkaufseinheiten. Weiters wird mit dem Fahrzeug die Logistik des Verkaufs ermöglicht. Ein eigenes Schriftstück – feierlich unterzeichnet – hält fest, dass dieses Fahrzeug nur für diesen Zweck verwendet werden darf. Das Fahrzeug wurde von Freunden Pfr.i.R. Gottfried Fliegenschnee`s gesponsert!

Aus der Sicht des EAWM handelt es sich bei Adumasa Link um ein Projekt, das in vielen Bereichen der Trinkwasserversorgung, der schulischen Bildung und Begegnung mit Volontären an der Schnittstelle zwischen städtischer Struktur und ländlichem Raum enorm viel geleistet hat. Hierfür ist allen Beteiligten herzlich zu danken. Alle beteiligten PartnerInnen - EAWM und Freundeskreis, Board des Adumasa Link Projektes, Ramseyer Gemeinde in Kumasi und die PCG - können sehr stolz auf die Leistungen des Projektes in den letzten Jahren sein.

Der Besuch des Projektes Adumasa Link hat uns sehr stolz gemacht: Das Projekt ist in Ghana als NGO registriert. Jede Geldbewegung in den Bereichen Geld und Personalaufwand ist nachvollziehbar und belegt. Die Personalkosten werden über Konten abgewickelt, die die Steuer- und Sozialgesetzgebung in Ghana berücksichtigt.

Wir sind sehr dankbar für die nachvollziehbare und widmungsgemäße Verwendung der Gelder, sehen mit Zuversicht die Bemühungen in Kumasi, das Projekt auf gute weitere Beine zu stellen. Denn es geht nun wirklich auch um die Übernahme in neue Organisationsformen und neue Personen, die das Projekt in Zukunft gestalten werden. Da wollen wir in Gebet und Tat (ora et labora) verbunden bleiben.

Am Donnerstag, 23.08. gegen Mittag kommt das Auto von und mit Rev. Dr. Solomon Sule Saa und dem Agraringineur Dan Kolbilla zum Basel Mission Guesthouse nach Kumasi, dann geht die Reise weiter: 400km in 8 Stunden, eingequetscht zwischen Personen, Gepäck und Bananen geht es in den Norden nach Tamale, zum Presbyterian Guesthouse. Nach gezählten 25 „Police Road Blocks“ und 2 Mautstationen erreichen wir am Abend unser Ziel.

Auch hier: herzliche Aufnahme und Ghana erweist sich wieder und wieder als gastfreundliches Land – wörtlich genommen: „Akwaaba“. Nur hier heißt es: „Amaraaba“ in Dagbani. Solomon Sule-Saa bringt seine Freude über unseren Besuch zum Ausdruck. Er freut sich auf die beginnende Zusammenarbeit mit der Superintendenz in Niederösterreich. Wenn alles klappt, wird er im November zu Gesprächen in Österreich sein.

Wir fahren am Freitag, den 24.8. ca. 120 km östlich von Tamale nach Yendi. Nun bewegen wir uns in einem Gebiet, das mehrheitlich von Menschen islamischen Glaubens bewohnt wird. Das Miteinander von Religionen ist selbstverständlich. In Yendi haben es Gelder aus Österreich ermöglicht, dass auf dem Schulgelände der PCG eine Wasserbohrung durchgeführt wurde. Diese Bohrungen wurden in 80m Tiefe fündig. Die Tiefbrunnen sind eingefasst, mit entsprechend Rohren und Pumpen versehen. Das Wasser wird als Trinkwasser aufbereitet, gefiltert und in kleine 250g Säcke abgepackt. Das Wasser wird nicht gratis, aber zu einem sehr günstigen Preis abgegeben. Im Norden Ghanas ist der Schlüssel zu Entwicklung zunächst der Zugang zu sauberem Trinkwasser, gefolgt von Bildung und Fragen religiöser Identität.

Wir werden im Pfarrhaus herzlich empfangen – Projektführung inklusive. Es regnet in Strömen und der gesamte Norden ist eine einzige grüne Landschaft. Auf der Fahrt nach Yendi begegnen wir ausgedehnten Mais- und Reisfeldern. In der Trockenzeit sicher nicht möglich. Aber diese Regenfahrt wird nur ein kleiner Vorgeschmack auf die sonntägliche Fahrt zum Gottesdienst. Es geht von Tamale  in südöstlicher Richtung nach Salaga. Bis dahin geht es ja: Straße zuerst geteert, dann Schotterpiste. Hinter dem Ort Salaga wandelt sich die Straße zunehmend in irgendetwas, das eher alpiner Wanderweg denn fahrbare Straße ist. Der Regen hört nicht auf und irgendwann ist das Ganze nur noch See und nicht Straße, der Bus bleibt stecken. Also: raus aus dem Bus und per Pedes weiter – durch knietiefes Wasser. Auf der anderen Seite wartet schon das nächste Auto – Pfarrer im Talar. „Willkommen in Ghana“ – mit Gelassenheit und vielen Gebeten erreichen wir die Gemeinde in Lento. Der dortige Pfarrer nimmt mit Familie Abschied. Solomon Sule Saa setzt hier seine letzte Amtshandlung, bevor er am 1.9. die Leitung des kirchlichen Lay Training Centers in Tamale übernimmt. Sein Nachfolger als Presbytery Chairman wird der bisherige Leiter, Rev. Peter Ziame.

Zum Schluss der Reise unterhalten wir uns mit Pfr. Rafael Dreyer über die Struktur der begleitenden Seminare für die deutschsprachigen Volontäre.

Im abschließenden Gespräch in der Kirchenleitung danken wir nochmals herzlich für die freundliche Aufnahme, alle Gesprächsinhalte und Kooperationen.  Rev. N.A. Ashittey läßt es sich nicht nehmen, uns noch zum Mittagessen ins „Papaye“, Oxford Street, einzuladen und dann geht es zum Flugplatz. Ausreise problemlos. Ankunft in Wien ebenso.

 

Text: Moritz Stroh

Fotos: EAWM

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