Umweltbeauftragter: Klimapolitik geht „in völlig falsche Richtung“
Kirchlicher Umweltsprecher Gerhartinger kritisiert geringen Stellenwert des Klimaschutzes
Wien (epdÖ) – „Große Sorge“ hat Markus Gerhartinger, Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien und Sprecher der Umweltbeauftragten der evangelischen und der katholischen Kirche, in Bezug auf die jüngsten Entwicklungen in der österreichischen Umwelt- und Klimapolitik geäußert. Konkret nannte Gerhartinger die „Zukunftsrede“ des ÖVP-Bundeskanzlers Karl Nehammer und das Regierungsübereinkommen zwischen der Volkspartei und FPÖ in Niederösterreich. Bei beiden Beispielen seien Klima- und Umweltfragen höchstens Randthemen. Sie zeigten, dass es bei der Klimapolitik in Österreich leider „in die völlig falsche Richtung“ gehe, kritisierte der kirchliche Umweltsprecher in der Kathpress.
Es sei offensichtlich, dass in Österreich die individuelle Mobilität nach wie vor eine der größten Belastungen für das Klima darstelle. Im niederösterreichischen Regierungsprogramm werde zwar knapp und oberflächlich von Maßnahmen zur Mobilitätswende gesprochen, einen weitaus größeren Teil nähmen allerdings Straßenbauprojekte, bis hin zur Unterstützung für den Bau des Lobau-Tunnels, ein, so Gerhartinger.
Umweltbeauftragte stehen hinter Forderung nach Temporeduktion
Man wolle sicher nicht als „Autohasser“ den Individualverkehr grundsätzlich verdammen, stellte der Umweltsprecher klar. Es müsse aber klar sein, dass viele Ausfahrten nicht nötig seien. Hier müsse besonders der ländliche Raum mitbedacht werden. Die kirchlichen Umweltbeauftragten stellten sich voll hinter die Forderung nach Temporeduktionen nach dem Schema 100/80/30 – also maximal 100 km/h auf der Autobahn, 80 auf der Landstraße und 30 innerorts. Die Wirkung auf das Klima bei einer solchen Reduktion sei wissenschaftlich erwiesen, es spare zudem Geld und Ressourcen, langsamer zu fahren.
Weiters fordert Gerhartinger, dass endlich die Versiegelung von Flächen in Österreich gestoppt werden müsse. Das gelte für Straßenbauprojekte, aber auch für den Wohnbau, etwa „ganz plakativ“ für Luxusvillen auf dem Land, für die wertvolle Gründe versiegelt würden.
„Wir müssen uns zurücknehmen, Konsum bringt nicht mehr Sinn“, sagt Gerhartinger. Das zeige auch die Fastenzeit aktuell auf. In dieser werben die Umweltbeauftragten mit der Aktion „Autofasten“ jedes Jahr für eine Reduktion der gefahrenen Autokilometer. Ihm sei klar, dass eine Aktion wie diese nur einen kleinen Beitrag leisten könne, aber es gehe darum, sich klar zu werden, welchen Beitrag jeder einzelne dazu leisten könne, die Erde so zu hinterlassen, wie er sie vorgefunden hat.
Mut mache auch das Autofasten-Schulprojekt, bei dem es darum geht, dass Schülerinnen und Schüler die Wege, die sie von ihren Eltern mit dem Auto gebracht werden, reduzierten. Waren es im vergangenen Jahr noch 60 Schulen, die an dem Projekt teilnahmen, seien es dieses Jahr über 130, freute sich Gerhartinger. Das zeige, dass bei der jungen Generation das Thema im Gegensatz zu manchen Erwachsenen voll angekommen sei, ist der Experte überzeugt.