Tintner-Olifiers: „Religionsgemeinschaften sind wichtige Partner“
„Scientists for Future“-Vortrag zeigte Handlungsansätze für Klimaschutz auf
Wien (epdÖ) – Welche Handlungsansätze auf politischer, wirtschaftlicher und persönlicher Ebene sind möglich, um dem Klimawandel zu begegnen? Dieser Frage stellte sich im Rahmen der Online-Vortragsreihe mit den „Scientists for Future“ am 15. November der Umweltwissenschaftler Johannes Tintner-Olifiers, der im Jahr der Schöpfung auch Schöpfungsbotschafter der Evangelischen Kirche in Wien ist.
Tintner-Olifiers betonte eingangs, dass auf diesen Ebenen bereits viele ermutigende Maßnahmen gesetzt würden. Eine „Herausforderung“ für die Menschen sei zwar die Vielzahl an negativen Meldungen im Internet, die zu einer „Katastrophenhaltung“ führen können. Allerdings: „Was Mut machen muss, sind die Aktivitäten in der Zivilgesellschaft”, sagte Tintner-Olifiers. Es gebe viele Stakeholder, die ihre Bevölkerungsgruppen effektvoll zu erreichen versuchen.
Tintner-Olifiers hob den österreichischen Klimarat als eine positive Einrichtung hervor, der eine Diskussion auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene ermögliche. Zudem würden die junge Bewegung „Fridays for future“ und „SustainLabel“, eine Nachhaltigkeits-Auszeichnung für Kinder- und Jugendgruppen und Organisationen, es ermöglichen, sich „miteinander zu vernetzen, gegenseitig zu stärken und zu motivieren“. Auf diese Weise könne ein „größerer Teil der Bevölkerung“ erreicht werden, erklärte Tintner-Olifiers. „Es braucht nicht mehr viel, um einen Schneeballeffekt zu erzeugen“, fügte der Ökologe hinzu. Entscheidend sei, einen gesellschaftlichen Konsens zur Notwendigkeit von Handlungen auch auf persönlicher Ebene herzustellen.
Darüber hinaus sei der Konsum ein wichtiger Bereich, in dem klimaschützende Handlungen gesetzt werden können. „Oft wird unüberlegt gekauft – und über den Bedarf hinaus produziert, z.B. in der Textilindustrie“, unterstrich Tintner-Olifiers. Dabei nahm er auf die Inflation Bezug, denn in der Folge würden auch Billigprodukte teurer werden.
Tintner-Olifiers: „Viel Engagement in Pfarrgemeinden“
„Wie können Menschen zu Klimaschutzmaßnahmen motiviert werden, ohne sie dabei zu missionieren?“, fragte Marie-Christine Mattner, Klimaschutzreferentin der Evangelischen Kirche, im Anschluss an den Vortrag. „Ich glaube, es funktioniert nur über Kooperationen mit Organisationen, die Vertrauen aufbauen“, antwortete Tintner-Olifiers. Wichtige Partner seien dabei die Religionsgemeinschaften. „In den Pfarrgemeinden gibt es bereits viel Commitment, aber auch noch viel Luft nach oben im Operativen“, sagte der Schöpfungsbotschafter. Hilfreich seien schließlich ein christlicher oder ethischer Imperativ sowie das Bewusstsein: „Handeln, weil es wichtig ist. Denn wir haben in unserem Wirkungskreis Verantwortung“, so Tintner-Olifiers.
„Scientists for Future“
Zu dem Online-Vortragsabend zum Thema „Klimawende – Veränderung ist möglich“ lud das Projektteam Klimaschutzkonzept der Evangelischen Kirche A.u.H.B. Der Vortragsabend war Teil der Online-Veranstaltungsreihe „Klimaschutz und Klimawende“ in Kooperation mit „Scientists for Future“ und bot sowohl eine inhaltliche Einführung in das Thema als auch genügend Zeit für individuelle Fragen. Das neu gewonnene oder aufgefrischte Wissen soll den Teilnehmenden als Grundlage und Begründungshilfe für ihr persönliches Klimaschutz-Engagement dienen.
„Scientists for Future“ ist ein überinstitutioneller, überparteilicher und interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen, die sich für eine nachhaltige Zukunft engagieren. In einer Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Österreich bietet „Scientists for Future“ Zugang zu einem Pool von Forschenden aus allen Disziplinen, die auch für Vorträge oder Diskussionen österreichweit zur Verfügung stehen. Gemeinden, die Diskussionsrunden oder andere Veranstaltungen zu Themen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz planen, können sich bei ihrer Suche nach Expert*innen an klimaschutz@evang.at wenden.