Tag des Dankes
Michael Chalupka über den Muttertag und dessen christliche Wurzeln
Der Muttertag ist eine christliche Erfindung. Anna Jarvis feierte den ersten Muttertag in ihrer evangelischen Gemeinde 1907 in den USA. Sie wollte damit ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber Gott und den Müttern setzen. Später distanzierte sie sich von ihrer Erfindung, denn die zunehmende Kommerzialisierung, zuerst von den Blumenhändlern und dann von der Kosmetik- und Haushaltswarenindustrie, war ihr ein Dorn im Auge.
Der Muttertag hat seinen Wert nicht in den Blumen. Sondern er erinnert uns daran, dass niemand sich selbst geschaffen und zur Welt gebracht hat. „Wir Neugeborenen weinen, zu betreten die große Narrenbühne“, hat William Shakespeare einst geschrieben. Wir weinen, weil wir den schützenden Mutterleib verlassen müssen. Die Mutter hat uns geboren, zur Brust und in den Arm genommen, getröstet, gestärkt, gewaschen und zu Bett gebracht. Die Väter helfen mit.
Das Leben beginnt umsorgt in hilfloser Abhängigkeit. Es braucht viele Monate, bis der kleine Mann oder die kleine Frau selbst sitzen können, und viele, viele Jahre, bis sie den Kinderschuhen entwachsen sind. Niemand verdankt sich selbst. Daran erinnert der Muttertag.
Deshalb ist er auch ein Tag des Dankes. Christinnen und Christen sehen da auch den Schöpfer am Werk: „Du bist es ja auch, der meinen Körper und meine Seele erschaffen hat, kunstvoll hast du mich gebildet im Leib meiner Mutter“, heißt es in den Psalmen.