Synode der Waldenserkirchen tagt in Torre Pellice
Chalupka: „Protestantisches Abenteuer“ in einem katholischen und säkularen Umfeld
Wien (epdÖ) – Die Synode der Waldenser- und Methodistenkirchen tagt derzeit in Torre Pellice. Der kleine Ort im Piemont, etwa 50 Kilometer westlich von Turin gelegen, ist ein historisches Zentrum der Waldenserkirche. Beim Eröffnungsgottesdienst am Sonntag, 20. August, in der Kirche von Torre Pellice wurden Gäste und Repräsentanten von Geschwisterorganisationen und -kirchen aus Italien und dem Ausland begrüßt. Unter ihnen auch der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Michael Chalupka.
In seinem Grußwort am Montag Vormittag verwies Chalupka darauf, dass sowohl die Evangelische Kirche in Österreich wie auch die Waldenserkirche in Italien eine Minderheit seien. Beide würden das „protestantische Abenteuer“ in einem traditionell katholischen und immer mehr säkularen Umfeld leben. Wobei: „Als Theologe, der selbst aus einer Diasporakirche kommt, habe ich gesehen, dass die Größe einer Kirche keine Aussage über ihre Wirkmächtigkeit ist.“ Im Hinblick auf schwere Zeiten über viele Jahrhunderte betonte Chalupka, er habe die Waldenserkirche als Kirche erlebt, „die um ihre Opfer in der Geschichte weiß und sie in Ehren hält, die sich selbst aber nie als Opfer der Geschichte versteht und inszeniert“.
Der Bischof aus Österreich bot auch persönliche Einblicke: „Vieles von dem, was ich in der Waldenserkirche erleben durfte, hat mich in den folgenden Jahren motiviert und herausgefordert. Es hat meine Arbeit in Kirche und Diakonie beeinflusst.“ Dafür sei er dankbar, und es sei ihm eine große Ehre und Freude, „erstmals bei einer Synode dabei sein zu können, 40 Jahre nachdem ich die Waldenserkirche bei einer Seminarwoche im Ökumenischen Zentrum Agape kennenlernen durfte“. Nicht zuletzt dankte er „für die großartige Zusammenarbeit unserer Kirchen bei der humanitären Hilfe in Palästina und in den Ländern des Balkans“.
Herausforderungen mit dem Evangelium als Botschaft der Hoffnung begegnen
Chalupka wies in seinem Grußwort auch auf aktuelle Herausforderungen hin, die sowohl die Evangelische Kirche in Österreich wie auch die Waldenserkirche in Italien betreffen. „Erstens: Unsere Kirchen werden kleiner.“ Die Evangelische Kirche in Österreich stehe mitten in einem Umbauprozess, berichtete der Bischof. Im Prozess „Aus dem Evangelium leben“ erprobe man neue Formen von Gemeinde und Verkündigung. Das Ziel sei es, „einen Weg zu finden, wie wir aus dem Evangelium leben können und den Auftrag des Evangeliums mit neuem Leben erfüllen können“.
Zweitens sehe man sich einer Entwicklung gegenüber, die Europa zu einer Festung ausbauen möchte. „Unsere Kirchen sind sich einig, dass Menschen auf der Flucht ein Recht auf faire Asylverfahren und Hilfe haben“, unterstrich Chalupka. Eine dritte Herausforderung: Die Kirchen seien gefordert, ihren eigenständigen Beitrag im Kampf gegen die Klimakatastrophe zu leisten. „Wir dürfen die Hoffnung nicht fahren lassen, dass nicht wir es sind, denen die Rettung der Welt obliegt“, betonte der Gast aus Österreich. „Wir müssen erkennen und verkündigen, dass die Bewahrung der Schöpfung in Gottes Hand liegt und dass wir gerade deshalb zum Handeln ermutigt und ermächtigt sind.“ Angesichts all dieser gesellschaftlichen Herausforderungen „benötigen wir das Evangelium als Botschaft der Hoffnung“.
Die im 12. Jahrhundert von Petrus Valdes gegründete Glaubensgemeinschaft der Waldenser wurde lange Zeit von der Katholischen Kirche verfolgt. Heute lebt ein großer Teil der weltweit rund 98.000 Waldenser in Italien. Dort besteht seit 1979 eine Union mit der methodistischen Kirche. Die aktuelle Synode begann am Sonntag, 20. August und dauert noch bis Freitag, 25. August.