Susanne Heine mit Theologischem Preis der Salzburger Hochschulwochen ausgezeichnet
Laudatorin Walser: „Eine der ersten akademischen Mütter der Theologie“ – Heine: Theologie kann von Natur als religiöses Konzept lernen
Salzburg (epdÖ) – Der Theologische Preis der Salzburger Hochschulwochen wurde heuer an die evangelische Theologin, Religionspsychologin und Religionspädagogin Susanne Heine verliehen. Der renommierte, mit 5.000 Euro dotierte Preis würdigt das theologische Lebenswerk Heines, die seit den 1980er-Jahren eine der „zentralen Persönlichkeiten der Theologie sowie des interreligiösen Dialogs in Österreich“ darstelle und als für ihre „Sachlichkeit, Ausgewogenheit und Konstruktivität“ bekannte Intellektuelle national wie international geschätzt werde, heißt es dazu in der Begründung der Jury. Die Verleihung fand am Mittwoch, 2. August, an der Universität Salzburg statt.
Heine habe wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Disziplinen der Religionspsychologie, der Religionspädagogik sowie der feministischen Theologie an den Theologischen Fakultäten zentral etablieren konnten. Zudem habe sie sich stets intensiv um eine „vertiefte Verständigung zwischen Christentum und Islam“ bemüht, hielt die Jury weiter fest.
Gestiftet wurde der mit 5.000 Euro dotierte Theologische Preis heuer von der Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs. An der Verleihung nahmen u.a. der Superintendent der evangelischen Diözese Salzburg und Tirol, Olivier Dantine, die Dekanin der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, Cornelia Richter, der Erzabt von St. Peter, Korbinian Birnbacher, der Vorsitzende der Salzburger Äbtekonferenz, Abt Theodor Hausmann, der Präses der Österreichischen Benediktinerkongregation und Abt von Michaelbeuern, Johannes Perkmann, der Abt von Sankt Bonifaz, München, Johannes Eckert sowie der frühere Domkapitular Hans-Walter Vavrovsky teil.
„Eine der ersten akademischen Mütter der Theologie“
In ihrer Laudatio würdigte die Salzburger Moraltheologin Angelika Walser die Preisträgerin als „eine der ersten akademisch-universitären Mütter der Theologie weit über den deutschsprachigen Bereich hinaus“. Walser wählte für ihre Laudatio die ungewöhnliche Form eines fiktiven Briefwechsels mit Heine. Darin streifte sie in einzelnen „Briefen“ anerkennend die vielen Forschungs- und Wirkungsbereiche Heines, die Bibelexegese ebenso umfassen wie Religionsdidaktik, Religionspsychologie und feministische Theologie.
So habe Heine u.a. als „streitbare und immer wieder auch umstrittene Pionierin der feministischen Exegese Neuland beschritten“, sie könne als eine „Pionierin einer modernen Religionspädagogik und -didaktik in Österreich und Deutschland“ gelten und habe sich stets auch um eine Wissenschaftskommunikation bemüht, noch bevor dies überhaupt zu einem Thema an den theologischen Fakultäten wurde. Durch ihre Fähigkeit, auf diese Weise „Netzwerke und Brücken zu bauen“ und viele verschiedene Welten miteinander zu verbinden, habe Heine wichtige Schienen für die Theologie in der Gegenwart gelegt – denen sie gern weiter folgen wolle, so Walser abschließend.
Heine: Theologie kann von Natur als religiöses Konzept lernen
In ihren Dankesworten beschrieb Heine ihr Leben als eine „Wanderschaft zwischen vielen Welten“ und gab zugleich einen Einblick in ein Forschungsgebiet, welches sie zuletzt intensiv bewegte: die Frage nach der Bedeutung der Natur als ein religiöses Konzept – und dessen Bedeutung für die Theologie und kirchliche Praxis. Schließlich fasziniere Natur als religiöses Konzept heute viele Menschen und scheine „eine eigene Glaubensgemeinschaft geworden zu sein, die dadurch herausfordere, dass sie den Finger auf so manche theologische und kirchliche Wunde legt“, so Heine. Sie zeigte sich überzeugt, dass Theologie und kirchliche Praxis bei allen kritischen Einwürfen durchaus von der Natur als religiöses Konzept lernen können. Heine entwarf dazu Thesen, die ganz am Thema der heurigen Hochschulwochen – „Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen“ – orientiert waren. So brauche es in Theologie und kirchlicher Praxis laut Heine u.a. „weniger Gehorsamsforderung, mehr Hinhören auf das Gewissen“, „weniger Ermahnungen und Vorschriften, mehr Zutrauen in die Gaben des Menschen“, „weniger Unterdrückung der sinnlichen Strebungen“, „weniger dogmatisch verhärtete Formeln“ und schließlich: „Weniger Sünde und Tod, mehr Lob der Schöpfung und Dank an den Schöpfer.“
Biografische Notizen
Susanne Heine wurde 1942 in Prag geboren. Von 1961 bis 1966 studierte sie Evangelische Theologie in Bonn und Wien sowie in Wien Philosophie. 1968 wurde sie zum Geistlichen Amt der Evangelisch-lutherischen Kirche ordiniert. Bis 1979 war sie Assistentin am Institut für Neues Testament an der Wiener Evangelischen-Theologischen Fakultät. 1973 promovierte sie mit einer Arbeit zur Theologie des Paulus. Die Habilitation folgte 1979. Von 1984 bis 1990 leitete sie das neu errichtete „Institut für Religionspädagogik“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien, 1990 wurde sie Professorin für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der Uni Zürich. 1996 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie das Institut für Praktische Theologie und Religionspsychologie bis zu ihrer Emeritierung 2010 leitete.
Heine war u.a. Vorstandsmitglied der „International Association for the Psychology of Religion“, Mitglied des Kuratoriums des Europäischen Forums Alpbach und viel gefragte Referentin im Bereich des interreligiösen Dialogs in Österreich. Außerdem ist sie Ehrenvorsitzende der „Plattform Christen und Muslime“. Im Jahr 2007 erhielt Heine den Wilhelm-Hartel-Preis der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und 2011 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.