Realistisch und hoffnungsvoll

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über das Gebet in Zeiten des Schreckens und der Ratlosigkeit

Ein Jahr nach dem Überfall der Armee Vladimir Putins und seiner Söldner herrscht blankes Entsetzen über die Gräuel des Krieges, die verschleppten Kinder und die pure Logik der Gewalt, die nicht davor zurückschreckt, die eigene Jugend in Massen zu opfern.

Es herrscht aber auch Ratlosigkeit. Gestern wurde in vielen Kirchen für den Frieden in der Ukraine gebetet. Das Gebet ist nicht die Antwort, die den Frieden schenkt. Es ist vielmehr der Ort des Eingeständnisses der eigenen Ohnmacht, der Ort der Klage und der Frage und Bitte um Hilfe, wo wir selbst nicht weiterwissen. Auch die Kirchen sind sich uneins. Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland diskutieren Bischöfinnen öffentlich, ob Waffenlieferungen oder sofortige Verhandlungen eher zum Frieden führen.

Menschen guten Willens, die sich realistisch und hoffnungsvoll für den Frieden einsetzen, sind wichtig. Realistisch: In einer Welt, die „tobt und springt“ braucht es zuweilen auch ordnende Gewalt, um dem Bedrängten zur Seite zu stehen. Hoffnungsvoll: In einer Welt, der es verheißen ist, dass Friede und Gerechtigkeit sich küssen werden, wie es im Psalm heißt, braucht es Menschen, die Gott um Frieden bitten, die Gemeinschaft stiften und zum Gewaltverzicht aufrufen. Im Gebet geht es darin das richtige Verständnis zu suchen, was das Zeugnis ist, das von uns als Einzelne und von uns als Gesellschaft insgesamt gefordert ist.

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