Plattform Christen und Muslime fordert Visaerleichterungen für Erdbebenopfer

Geist und Baghajati: Solidarität mit allen Betroffenen ein „Gebot der Menschlichkeit“

 
von Martina Schomaker
Viele Menschen in Österreich haben von der Katastrophe betroffene Angehörige in den Erdbebengebieten. (Foto: Hilmi Hacaloğlu/wikimedia)
Viele Menschen in Österreich haben von der Katastrophe betroffene Angehörige in den Erdbebengebieten. (Foto: Hilmi Hacaloğlu/wikimedia)

Wien (epdÖ) – Die „Plattform Christen und Muslime“ fordert Visaerleichterungen für Erdbebenopfer aus der Türkei und Syrien sowie mehr Solidarität mit in Österreich lebenden Angehörigen der unmittelbar von der Katastrophe Betroffenen. „Der begreifliche Wunsch der in Österreich lebenden Angehörigen von Erdbebenopfern, Hinterbliebene durch einen temporären Aufenthalt bei ihnen zuhause zu stärken, ist unterstützenswert“, erklären die beiden Vorsitzenden, Matthias Geist und Tarafa Baghajati, in einer Aussendung vom Dienstag, 21. Februar.

„Bürokratische Hemmnisse und als schikanös empfundene Auflagen und Widrigkeiten bei der Antragstellung sind Österreich unwürdig. In dieser Situation muss die Menschlichkeit an erster Stelle stehen“, fordern der Wiener evangelische Superintendent und der Obmann der Initiative muslimischer Österreicher*innen in ihrem gemeinsamen Schreiben.

Deshalb appellieren sie an die Bundesregierung, parallel zu den meisten europäischen Ländern Visaerleichterungen vorzusehen. Viele Menschen würden auch hier in Österreich „mitten unter uns gerade sehr schwere Stunden durchmachen, weil sie Opfer in ihren Familien, bei Freunden und Bekannten zu beklagen haben oder noch immer mit der Ungewissheit über den Verbleib geliebter Menschen leben“, betonen Geist und Baghajati.

Zudem richtet die Plattform einen Appell an Institutionen und Organisationen auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, im Sozial- und Bildungsbereich entsprechende Signale und gegebenenfalls Angebote zu berücksichtigen. Vor allem in den Schulen und am Arbeitsplatz bedeute Kollegialität, Anteil zu nehmen und Menschlichkeit zu zeigen. Es habe sich gezeigt, wie „ein gutes Wort“ den Schmerz und die geradezu traumatische Erfahrung lindern könne. „Unser sozialer Zusammenhalt wird gestärkt, wenn erlebbar wird, dass egal wo etwas Schreckliches passiert, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft für die Opfer vorhanden sind“, unterstreichen Geist und Baghajati.

Darüber hinaus erinnern die Vertreter der interreligiösen Initiative „an die dringend notwendige Hilfe vor Ort“, die nach mehr verlange als „kurzfristigen Gesten“. Nordsyrien sei bislang „fast gar nicht“ von Hilfe erreicht worden. „Langfristige und nachhaltige Unterstützung in einer ohnehin fragilen Region ist nicht nur ein menschliches Gebot, sondern kommt Österreich und Europa durch die notwendige Stabilisierung, die sich letztlich auch in der Migrationsthematik positiv zeigen würde, direkt zugute“, so Geist und Baghajati.

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