„Persönlicher Feiertag“ – Reaktionen aus den Kirchen

 
von Evangelischer Pressedienst
Teilweise heftig fielen die Reaktionen aus den evangelischen Kirchen und der Altkatholischen Kirche auf die Neuregelung des Karfreitags aus. Unterstützung kam dabei auch aus der Römisch-katholischen Kirche. Foto: epd/Windisch.
Teilweise heftig fielen die Reaktionen aus den evangelischen Kirchen und der Altkatholischen Kirche auf die Neuregelung des Karfreitags aus. Unterstützung kam dabei auch aus der Römisch-katholischen Kirche. Foto: epd/Windisch.

„Bitterer Beigeschmack“ und „Zähneknirschen“

Wien (epdÖ) Zahlreiche Reaktionen auf die neue von der Regierung eingebrachte Karfreitagsregelung, die einen „persönlichen Feiertag“ statt des gesetzlich festgelegten Feiertags für Evangelische und Altkatholiken vorsieht, gibt es von kirchlichen Repräsentanten. Bischof Michael Bünker hatte am Dienstag, 26. Februar, in einer ersten Reaktion die Lösung differenziert beurteilt. Sie biete positive Aspekte wie die Tatsache, „dass der halbe Feiertag vom Tisch“ sei und die Variante selbst nunmehr diskriminierungsfrei sei, enthalte jedoch auch einen „Wermutstropfen“, weil der selbstgewählte Feiertag aus dem bestehenden Urlaubskontingent genommen werden muss.

Die aktuelle Lösung sei auf jeden Fall besser als die 14-Uhr-Lösung, die nur Probleme geschaffen habe, sagte der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epdÖ). Die „Hurra-Rufe“ würden sich jedoch auch in Grenzen halten. Ein freier Karfreitag für alle wäre definitiv sein Wunsch gewesen, dass sich Evangelische jedoch frei nehmen könnten, sei „auf jeden Fall zu begrüßen“, so Schröckenfuchs.

Glücklich sei er nicht mit der Lösung, da sie eine Schlechterstellung der Evangelischen bedeute, betont der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Im Vordergrund stehe für ihn aber, „dass wir den höchsten Feiertag im Jahr als ganzen Feiertag feiern können und hier keine Abstriche gemacht werden müssen.“ Ein bitterer Beigeschmack bleibe sehr wohl bestehen, unterstrich Hennefeld im epdÖ-Gespräch.

Gemischte Gefühle hat der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner. Positiv finde er, dass es allen Angehörigen von Religionsgemeinschaften möglich wird, an einem besonderen Feiertag frei zu nehmen. Dennoch stellt die Altkatholische Kirche Österreichs in einer Aussendung fest, dass den altkatholischen und evangelischen Minderheitskirchen etwas weggenommen wird. Der persönliche Urlaubstag sei ein „Etikettenschwindel“.

„Zähneknirschen“ ruft die Entscheidung beim niederösterreichischen Superintendenten Lars Müller-Marienburg hervor. Er zeigte sich gegenüber ORF NÖ „persönlich enttäuscht“, auch wenn es grundsätzlich gut sei, dass nun jede/r Angehörige einer Religionsgemeinschaft einen persönlichen Feiertag geltend machen könne. Dennoch bleibe der Eindruck, „der Feiertag ist nun doch weg“.

Das „Minderheitenrecht verletzt“ sieht der burgenländische Superintendent Manfred Koch. Auf Nachfrage des ORF-Burgenland sagte er, dass die Streichung des Karfreitages inhaltlich sehr weh tue, weil damit „einfach eine Minderheit in die Ecke gestellt“ werde. Dadurch, dass sie dieser Feiertag jetzt einen Urlaubstag kosten würde, sei Minderheitenrecht missachtet worden, meinte Koch. Er hätte sich einen zusätzlichen Urlaubstag für alle erwartet.

Kritisiert wurde die Karfreitagsregelung auch vom oberösterreichischen Superintendenten Gerold Lehner, es gebe „viel Ärger und Unverständnis“, berichtete der Superintendent gegenüber ORF OÖ. Man individualisiere ein Problem und ziehe sich so aus dem Konflikt scheinbar zurück, weil man es in den individuellen Entscheidungsbereich jedes Einzelnen hineinverlagere. „Was das für die Identität einer Gruppe bedeutet, das interessiert den Gesetzgeber nicht. Das finde ich schwach“, so Lehner wörtlich.

Als „großen Verlust“ für die Evangelischen bezeichnete der steirische Superintendent Wolfgang Rehner die neue Regelung. Positiv sei, dass nun die Gottesdienste in gewohnter Weise gefeiert werden können. Der Karfreitag werde allerdings künftig zu einem „Bekenntnisakt“ für die Evangelischen, denn „man muss bereit sein, ein Stück Urlaub dafür herzugeben“.

Sein Kärntner Amtskollege Manfred Sauer bewertet die Regelung als „großen Affront und als Ignoranz“ gegenüber der Evangelischen Kirche. Die von Sauer gemeinsam mit der Vizepräsidenten der Synode, Gisela Malekpour, gestartete Online-Petition für einen ganzen Feiertag soll weitergehen.

„Was mich persönlich besonders empört hat, sind Aussagen wie‚ für 96 Prozent ändert es eh nichts“, sagte Olivier Dantine, Superintendent von Salzburg und Tirol, gegenüber ORF-Tirol. „Wie mit uns kommuniziert, mit uns umgegangen wird“, stelle eine Diskriminierung dar.

Der Wiener Superintendent Matthias Geist meinte auf Twitter, „man solle sich Zeit nehmen für eine politisch saubere und diskriminierungsfreie Lösung“. Auf eine gemeinsame Initiative von Geist und seinem Kärntner Amtskollegen Manfred Sauer hin läuteten unter anderem in Wien und Kärnten vor der Nationalratssitzung am Mittwoch, 27. Februar, die Glocken an evangelischen Kirchen.

Die Österreichische Bischofskonferenz begrüßt die nun von der Regierung vorgeschlagene Regelung. „Es ist erfreulich, dass eine Lösung gefunden wurde, die für Evangelische und Altkatholiken akzeptabel ist und ihnen ermöglicht, den Karfreitag als Feiertag in gewohnter Weise zu begehen.“ Das erklärte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, am Dienstag gegenüber Kathpress.

Der Eisenstädter römisch-katholische Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics sprach am Mittwoch von einer Diskriminierung: „Diese Regelung, wie sie jetzt ist, ist vielleicht besser als ein halber Feiertag. Aber ich kritisiere sie trotzdem, denn für mich ist es noch immer eine Diskriminierung, vor allem der evangelischen Christen, der Altkatholischen und der Methodisten“.

Der Sprecher der katholischen Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, sieht in der Diskussion um die Karfreitags-Regelung einen Aspekt zu wenig berücksichtigt: „Was hier weniger diskutiert wird ist der Umgang mit der evangelischen Kirche“, sagte er am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz – vor allem, wenn man sich die Geschichte Österreichs diesbezüglich ansieht. Für Schüller findet die Debatte um die Karfreitags-Regelung nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ohnehin auf einer „unglücklichen Ebene“ statt: „Was ich nicht krieg‘, sollst du auch nicht haben.“ In Bezug auf die evangelischen Kirchen und die Altkatholiken, denen der Karfreitag bisher als Feiertag galt, meinte er, die Mitglieder der Religionsgemeinschaften müssten in Respekt gewürdigt werden.

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