Passionsspiele Feldkirchen bei Graz begehen 50-Jahr-Jubiläum

 
von Evangelischer Pressedienst

Rehner: „Einblick in die Herzkammer des christlichen Glaubens“

Graz (epdÖ) – Mit der aktuellen Aufführungsreihe begehen die Passionsspiele in Feldkirchen bei Graz heuer ihr 50-Jahr-Jubiläum. 1973 brachte die Schauspielgruppe der Marktgemeinde erstmals die Passion Christi auf die Bühne. Im Durchschnitt alle drei Jahre finden die Aufführungen statt, mit denen sich Feldkirchen als Passionsspielort einen Namen gemacht hat. Am Samstag, 4. März, gab es die Premiere der heurigen Saison, insgesamt stehen 13 Aufführungen bis Palmsonntag auf dem Programm. Nicht weniger als 150 Personen im Alter von 3 bis 85 Jahren sind an der aktuellen Fassung unter der Regie von Bernd Böhmer ehrenamtlich beteiligt. Der Pfarrsaal mit seinen etwas mehr als 200 Sitzplätzen sorgt, verglichen mit manchen Freiluft-Arenen, für eine fast intime Atmosphäre. Dadurch können die Zuschauer*innen das Geschehen hautnah mitverfolgen bzw. miterleben.

Im aktuellen Programmheft findet sich auch ein Grußwort von Superintendent Wolfgang Rehner. Er bedankt sich bei den Frauen und Männern, „die mittels ihrer Talente und mit Einsatz ihrer Freizeit Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus anschaulich machen“. Leiden und Sterben seien wesentliche Elemente des Lebens, so Rehner weiter. Allerdings würden sie im Alltag oft unsichtbar gemacht. „Die Passionsspiele wirken dem entgegen. Im Spiel wird das, was wir nicht fassen können, begreifbar.“

Die Passionsgeschichte mit ihren heuer zwölf Akten wird in Feldkirchen traditionellerweise durch aktuelle Zwischenszenen ergänzt. Heuer sind es sieben Monologe, die das biblische Geschehen auf der Bühne unterbrechen und eine Brücke in die Gegenwart schlagen, um aufzuzeigen, „wie die Geschichte von Jesu auch für uns Menschen von heute aktuell ist“, wie es im Programmfolder heißt. Rehner bringt es auf den Punkt: „Wenn wir die Aufführungen besuchen, bekommen wir Einblick in die Herzkammer des christlichen Glaubens.“

Gedankenaustausch in ökumenischer Verbundenheit

Viele der Mitwirkenden gehören seit Jahrzehnten zum Ensemble der Passionsspiele. So auch der katholische Theologe Hans Perstling. Gegenüber dem epd weist er darauf hin, dass auch evangelische Theologen an den Passionsspielen mitgewirkt haben. „Hans-Jürgen Weitschacher hat in den 80er Jahren den ‚Ur-Text‘ des Feldkirchner Passionsspiels (vom damaligen Feldkirchner Pfarrer Josef Gschanes, Anm.) gründlich überarbeitet“, berichtet Perstling. Weitschacher habe seinerzeit seinen evangelischen Kollegen am Akademischen Gymnasium, Ernst-Christian Gerhold, immer wieder in seine Textbearbeitung einbezogen. „Es ging ihm vor allem um die Rückmeldung betreffend der biblischen Richtigkeit des Passionsspieltextes.“ Gerhold habe die Passionsspiele in seiner Funktion als Superintendent gerne besucht, genauso wie sein Nachfolger Hermann Miklas.

2015 erhielt Perstling den Auftrag, den Text der Passionsspiele erneut zu bearbeiten. „Ich hatte als Institutsleiter an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule seit Jahren eine freundschaftliche Beziehung zu Superintendent Miklas und seiner Frau Helene“, erinnert er sich an den wertvollen ökumenischen Austausch. Es sei Perstling ein Anliegen gewesen, bei seiner Textbearbeitung mit Miklas im Gespräch zu bleiben. Einige Akzentsetzungen gehen darauf zurück: etwa so nah wie möglich am Bibeltext zu bleiben, auch die deutliche Hereinnahme der Jüngerinnen Jesu in das Spiel, oder dass dem Antijudaismus in Passionsspielen kein Platz geboten werden dürfe.

Miklas: „Biblisch authentisch und zugleich echt steirisch“

„Fast zwanzig Jahre hindurch durfte auch ich die Aufführungen miterleben und begleiten“, blickt Hermann Miklas im Gespräch mit dem epd zurück. „Sie waren jedes Mal von neuem nicht einfach nur ein Erlebnis, sondern sind tief unter die Haut gegangen und haben einem den Leidensweg Jesu Christi wieder ganz unmittelbar nahe gebracht.“ Das Besondere an den Texten war für ihn, dass sie „stets biblisch authentisch und zugleich echt steirisch“ waren. Und: Obwohl die Passionsspiele in der römisch-katholischen Pfarre Feldkirchen beheimatet seien, habe er sie nie als etwas Katholisch-Konfessionelles empfunden, „sondern stets als etwas Universell-Christliches“. Auch dafür sage er von ganzem Herzen Danke und gratuliert allen Beteiligten zum 50-Jahr-Jubiläum.

Auch Christoph Scharl, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Passionsspiele, ist dankbar für das seit jeher gute Verhältnis zwischen römisch-katholischer und evangelischer Kirche. „Wir sind glücklich, dass uns der Superintendent und die evangelische Kirche bereits seit Jahren das Vertrauen schenken“, sagt er gegenüber dem epd.

Mit Feldkirchen gibt es neun Passionsspielorte in Österreich. Feldkirchen ist auch Mitglied der Europassion, einer Verbindung von 80 Passionsspielorten in 16 Ländern. Oberstes Ziel ist die Verkündigung der Botschaft Christi durch die Darstellung der Passion. Mit den Passionsspielen wolle man auf die christlichen Wurzeln Europas hinweisen und gemeinsam für ein christliches Europa wirken.

Weitere Informationen und Kartenreservierungen auf: www.ssgf.at

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